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Verkehr der Steinzeit

■ Experten und Anwohner fordern Verlegung des ZOB zum Hauptbahnhof

Heftige Kritik an den Umbauplänen von Baubehörde und ZOB GmbH für den Zentralen Omnibusbahnhof in St. Georg äußerten Experten, Politiker und BewohnerInnen auf einer Veranstaltung der Hamburger Architektenkammer. Helmut Voigtland, Sprecher der Anwohner, verlangte den Neubeginn der Planungsdiskussion. Der ZOB müsse und könne zum Hauptbahnhof verlagert werden.

Der Kunsthistoriker Hermann Hipp hatte zuvor in einem eindringlichen Plädoyer gefordert, „eine der wichtigsten Stellen der Stadt“ nicht mit einem Bauprojekt zu belasten, sondern die historische Chance zu nutzen, Mönckebergstraße, Hauptbahnhof und die große Fläche zwischen Museum für Kunst und Gewerbe und Strohhaus „ganzheitlich“ zu planen.

Die entscheidende Frage sei, ob der ZOB am alten Platz und in der bisherigen Größe erhalten bleiben muß. Der Verkehrswissenschaftler Eckhard Kutter, der in Kürze seine Lehrtätigkeit an der TU Harburg aufnehmen wird, gab darauf eine eindeutige Antwort: „Die heutige Situation des Nahverkehrs am und um den Hauptbahnhof ist eine Zumutung. Besonders für den städtischen Buslinienverkehr ist sie eine Katastrophe.“

Es sei „überhaupt kein Problem“, die ZOB-Funktionen an den Hauptbahnhof zu verlagern. Ob südlich auf der Steintordammbrücke, ob auf dem Hachmannplatz oder am Nordende des Bahnhofs – an allen diesen Stellen sei Busverkehr möglich. Moderne Leittechnik würde zudem den von der ZOB GmbH behaupteten Bedarf von 18 Bussteigen überflüssig machen. „Die heutige Verkehrskonzeption des ZOB“, so Kutter, „ist Steinzeit. Für den Fernverkehr würden drei bis fünf Bahnsteige ausreichen.“

Der GAL-Verkehrsexperte und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Martin Schmidt zeigte sich beeindruckt. Er kündigte an, seine Fraktion werde in der rot-grünen Koalition darauf drängen, die „falsche verkehrspolitische Entscheidung“ des ZOB-Umbaus an alter Stelle zu korrigieren. fm

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