: Asyl für prominenten Einzelfall
■ Asyl für den Kopf der exilpolitischen Opposition Togos in Bremen / Für den Oppositionellen Eggley markiert dies die politische Niederlage im Kampf gegen den Diktator Eyadéma
Charles Eggley, der Kopf der Togoer im Bremer Exil, ist als politischer Flüchtling anerkannt. „Vor allem wegen seines politischen Engagements in Bremen“, aber auch wegen der Verfolgung im Heimatland, kommentierte Richter Carsten Bauer die Entscheidung des Verwaltungsgerichts. Der Gründer der überparteilichen „Vereinigung der togoischen Flüchtlinge im Exil“, Assorétobre, ist damit fast ein Einzelfall. Derzeit droht rund 80 Personen, darunter vielen weniger prominenten Mitgliedern von Assorétobre, die Ausweisung in die westafrikanische Diktatur General Eyadémas, wo nach Auskunft des Auswärtigen Amtes Menschrechtsverletzungen und Übergriffe auf Oppositionelle, bis hin zu Folter, alltäglich sind. Bremer Assorétobre-Mitglieder fürchten dies, seit Vertreter des Regimes sie in einer Fernsehsendung in Togo öffentlich diffamierten, wobei Assorétobre-Mitgliedsausweise eingeblendet wurden.
Charles Eggley ist vor solcher Bedrohung künftig sicher. Und doch ist das jetzt erstrittene Asyl für den 45jährigen auch eine Niederlage, so sein Anwalt Günter Werner vor Gericht. Während er zugleich appellierte: „Wenn Sie diesen Mann nicht anerkennen, wird jede künftige Asylverhandlung vor Gericht zur Farce. Er kann nicht zurück“, führte er aus: „Noch immer fragt sich Eggley, ob es politisch richtig war, das Land zu verlassen.“ In einem Schlußwort gab der sichlich angespannte Anwalt einen kurzen Abriß der Fluchtgeschichte, wie sie zuvor im Detail geprüft worden war.
Danach hatte sich Eggley nach 1991, als ein Ende der Diktatur absehbar schien, als Jugendsekretär der Oppositionellen UTD im Heimatort Keve politisch exponiert; wiederholt griff das Militär Parteitreffen an. Dabei wurde der greise Dorfhäuptling Keves „buchstäblich exekutiert“. Die Antwort der Bevölkerung: Die Präfektur, Sinnbild der Diktatur, wurde angezündet, ein Soldat enthauptet. Einem mystischen Brauch folgend, verschwand sein Kopf. „So findet der ermordete Dorfchef Ruhe“, erklärte Togo-Kenner, Pastor Erich Viering, am Rande der Asyl-Verhandlung das Geschehen, von dem Eggley heute sagt, es sei „aus dem Ruder gelaufen“. Mit dem fehlenden Kopf jedoch verbindet man, das belegt ein buten&binnen-TV-Bericht, Eggley in Togo bis heute.
„Das Verschwinden des Kopfes symbolisiert bis heute einen Sieg über Eyadémas Truppen“, erläuterte Anwalt Werner das Tabu, zu dem Eggley weitgehend schwieg. „Das ist politisch.“ Und auch, als die Richter drängten: „Warum haben Sie nicht endlich eine Bescheinigung, die Ihre Partei-Aktivitäten belegt?“, stand der Anwalt seinem Mandanten mit aller Vermittlungskraft zur Seite. Einen Mitgliedsausweis der UTD aus frühesten Parteizeiten, hatte das Auswärtige Amt zuvor ohne Begründung als gefälscht bezeichnet. Während Eggley sichtbar ungehalten wiederholte, er habe mit dieser Partei völlig abgeschlossen, erklärte sein Anwalt, ein Racheakt seitens alter UTD-Genossen sei nicht ausgeschlossen. Deshalb habe er Eggley nicht zum Kontakt raten können – „wer weiß, wie die Antwort ausgefallen wäre“, wies er auf Korruption und spätere Regierungbeteiligung von UTD-Chef Kodjo hin. Dieser stammt aus dem selben Dorf wie Eggley.
Im Falle einer Asyl-Ablehnung hatte das Flüchtlingshilfswerk der UNO bereits angeboten, für Eggley „irgendwo jedenfalls eine sichere Lösung“ zu finden. ede
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