■ Mit der Deutschen Bank auf du und du: Luxemburgs Nummer 1
Köln (taz) – 1970 gründete die Deutsche Bank ihre erste 100prozentige Auslandsfiliale nach dem Zweiten Weltkrieg: die Deutsche Bank Luxemburg Société Anonyme. Sie ist heute die größte unter den 200 Luxemburger Banken, die Töchter ausländischer Großbanken sind. Nach der Bilanz verwaltet die Bank für 19.000 Privatkunden 11 Milliarden Mark vor allem aus Deutschland. Der Umsatz lag 1997 bei 42 Milliarden Mark, eine enorme Summe, verwaltet von nur 250 Beschäftigten. Üblich wäre das zehnfache an Personal. Es überwiegen eben die Großkunden.
In dieser Bilanz ist vieles nicht enthalten: Die Bank hält Anteile an anderen Luxemburger Banken und Firmen, zum Beispiel 25 Prozent an der Banque de Luxembourg, der größten Bank am Ort, ebenso an der Europäischen Hypothekenbank und an der Internationalen Leasing-Gesellschaft. Bis 1993 war die Deutsche Bank Luxemburg noch gar nicht auf Laufkundschaft ausgerichtet. Mit Beginn der Steuerflucht 1993 gründete die Bank extra eine neue Filiale am Hauptsitz und richtete dort erstmals normale Bankschaltern ein. Hier können Privatkunden, auch aus Deutschland, mit ihren Geldbörsen vorbeifahren und persönlich einzahlen.
Darüber hinaus hält die Deutsche Bank Luxembourg 50 Prozent an der Deutsche Bank Investment Management (DBIM): Sie verwaltet etwa 40 Fonds mit einem Volumen von knapp 40 Milliarden Mark: Renten-, Aktien- und Geldmarktfonds. Die Gewinne solcher Fonds sind für Ausländer in Luxemburg ebenso steuerfrei wie Sparbücher.
Als Privatkunde ist man ab rund 500.000 Mark dabei. Die Bank nutzt die Privateinlagen, um günstige Kredite an Großunternehmen und Staaten zu vergeben. Kunden mit mehreren Millionen Mark lassen ihr Vermögen oft zuerst bei einem der zahlreichen Luxemburger Treuhänder anonymisieren, in eine Stiftung oder eine Holding einbringen. Die Deutsche Bank unterhält Verbindungen zu wichtigen Finanzoasen wie Schweiz, Cayman Islands, englische Kanalinseln und Hongkong. Der Umfang der Bankgeschäfte in Luxemburg ist nicht bekannt. Im letzten Bankenklassement heißt es: „Die nicht bilanzwirksamen Geschäfte vieler Banken in Luxemburg werden immer bedeutender.“
Als einer der größten Steuerzahler des kleinen Großherzogtums spielt die Bank auch politisch eine bestimmende Rolle. Der ausscheidende Chef Ekkehard Storck galt als enger Berater der vier Ministerpräsidenten seit 1970. Im letzten Jahr kam die Bank wie andere deutsche Banken in Verdacht, der Regierungspartei CSV (Christlich Soziale Volkspartei) mit geheimen Spenden geholfen zu haben. Bei Hausdurchsuchungen in der CSV-Geschäftsstelle wurden anonyme Einzahlungsbelege sichergestellt, wonach innerhalb weniger Monate 400.000 Mark geflossen sind. Die Regierungsmehrheit verhinderte bisher eine vollständige Aufklärung. Werner Rügemer
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