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Letzte Frist für Kinder

■ Ab 1. Juli brauchen junge MigrantInnen ein eigenes Visum zur Wiedereinreise

Ferienzeit ist Urlaubszeit. Für ausländische Kinder jedoch ist die Zeit des unbeschwerten Reisens vorbei. Erstmals in diesen Sommerferien benötigen Kinder aus den ehemaligen Anwerbeländern zur Wiedereinreise nach Deutschland ein eigenes Aufenthaltsrecht, das sogenannte Kindervisum. Ende Juni läuft dafür die Antragsfrist aus.

Durften bislang alle unter 16jährigen aus der Türkei, Bosnien-Herzegowina, der Bundesrepublik Jugoslawien, Kroatien, Marokko, Mazedonien, Slowenien und Tunesien ungefragt bei ihren Eltern in Deutschland leben, bedürfen sie dafür nun der Zustimmung der Ausländerbehörde. Rund 20.000 Kinder in Hamburg benötigen das Visum, schätzt Ausländerbehördensprecher Norbert Smekal. Über 17.000 hätten es bislang beantragt.

Im Frühjahr vergangenen Jahres hatte die Bundesregierung die Neuregelung erlassen. Das damit verfolgte Ziel habe sie erreicht, weiß Sozialberater Bendix Klingeberg von der „Bürgerinitiative ausländische Arbeitnehmer“ in Wilhelmsburg: „Die Zahl der hier lebenden ausländischen Kinder wird drastisch reduziert“. Denn das Visum bekommt nur, wer bei den leiblichen Eltern lebt – und nicht die rund 2000 bis 2500 Kinder, die bei anderen Verwandten, etwa den Geschwistern, der Tante oder den Großeltern untergekommen sind.

Sie gelten als illegal. Um zur Schule zu gehen oder sich bei einer Krankenkasse zu versichern, müssen sie sich jedoch in Hamburg anmelden. Die Meldeämter wiederum sind seit der Einführung des Kindervisums über Computer mit der Ausländerbehörde vernetzt, die die Daten abgeglichen hat. Lückenlos alle unter 16jährigen wurden angeschrieben und auf das Kindervisum hingewiesen. Gutgläubig gingen viele zur Ausländerbehörde – um dort zu erfahren, daß sie Hamburg verlassen müssen.

„Abgeschoben wurde bisher noch kein Kind“, weiß Klingeberg zu berichten. Der Grund: Die meisten seien „freiwillig“ ausgereist. Denn würden sie es auf eine Abschiebung ankommen lassen, dürften sie später Deutschland nicht wieder betreten. Und das, so Klingeberg, „hat die Ausländerbehörde ziemlich deutlich gemacht“.

Elke Spanner

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