■ Kommentar: Drama ohne Ende
An der Deutschen Oper hat das alte Westberlin noch einmal überlebt. Intendant Götz Friedrich und Kultursenator Peter Radunski haben sich geeinigt, den gemeinschaftlich verursachten Schuldenberg von 19 Millionen Mark auf die für sie schmerzloseste Art und Weise abzutragen. Die Oper soll ihr Ballett um zwanzig Tänzer verkleinern, mehr populäre Opern, Operetten gar, auf den Spielplan setzen – und ansonsten wohl den Weg der Staatsoper beschreiten: mehr Schließtage, weniger Neuinszenierungen, höhere Kartenpreise.
Daß das Publikum auf der Strecke bleibt, interessiert naturgemäß niemanden. Ob Oper oder Verkehrsbetriebe, das Prinzip bleibt immer gleich: Auf daß in den Institutionen niemand umdenken muß, werden die Kürzungen bequem an die Nutzer öffentlicher Dienstleistungen weitergereicht – mit weit überproportionalen Auswirkungen. Sank der Zuschuß an die Staatsoper um ein paar Prozent, schloß sie an jedem zweiten Abend ihre Pforten. Mußte die BVG auf ein gutes Drittel der Landeszuschüsse verzichten, verdoppelte sie die Preise für die Monatskarten und schränkte zusätzlich das Angebot ein. Sollten die Hochschulen ein Drittel ihrer Haushalte einsparen, strichen sie die Hälfte der Stellen für wissenschaftliches Personal. Für die Opernhäuser ist diese Entwicklung aber besonders fatal, denn im Gegensatz zur BVG setzen sie damit ihre Existenz aufs Spiel: Wenn sie ihre Karten immer mehr verteuern, wenn sie bei der Auswahl des Repertoires nur noch auf die Kasse schielen, wenn von ihnen keine künstlerischen Impulse mehr ausgehen – dann stellt sich irgendwann die Frage, warum der Staat sie überhaupt noch subventioniert. Ralph Bollmann Bericht Seite 23
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