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Der Streß der Gans ohne Ganter

■ ... und alles weitere über Tiergefühle ab heute in der ZDF-"Naturzeit" (20.15 Uhr)

Robby der Retriever besteht keinen der Intelligenztests. Könnten die goldenen Wonneproppen reden, manchem Hundekäufern bliebe vielleicht eine Menge Enttäuschungen erspart. Dafür stellt Robby überzeugend unter Beweis, daß er zu Gefühlsregungen imstande ist – so deutet es zumindest der Mensch. Und vor allem zum Menschen muß sich die Tiervielfalt in diesen vier Naturzeit-Folgen „Wenn die Tiere reden könnten“ in Beziehung setzen lassen.

In der ersten Sendung geht es sehr plakativ um „Gefühle“. Ein Wechselbad derer ist vor allem für die (gerne auch minderjährigen) Zuschauer intendiert. Mitleidig stimmt das Graugans-Experiment: eine in harmonischer Paarbeziehung lebende Gans wird von Biologin Katharina von ebendieser entfernt, damit die Forscher im Ganterkot Streßhormone feststellen, um somit zu demonstrieren, daß diese Vogelart bei Entführungsfällen nicht ungerührt weiterpickt. Wir fiebern mit bei Dalmatinerneurosen, Elefantenfreude und dem Eifersuchtsdrama mit Dohle, das in der Hütte des beliebten „Vogelmenschen von Worpswede“ seinen Lauf nimmt.

Keine weltbewegenden, aber doch rührende Unterwasserbilder zeigen einen Oktopus, dem man schon „Empfindungen zugestehen“ müsse, da er sichtlich Vertrauen zur blonden Taucherin Natalie gefaßt hat und nach der gemeinsamen „Rundtour durch sein Revier“ gar nicht mehr die Saugnäpfe von ihr lassen will. Wär' ja schon ein Hammer, wenn Haie wirklich den „Kopf“ ins Neopren der Taucherschöße legten und Zärtlichkeit (statt nächtliches Nacktbadendenfleisch) erbäten – die Autoren Volker Arzt und Immanuel Birmelin und ihre ZDF- Kamera behaupten das zumindest.

Auch die „Spiegelaffären“ in der zweiten Folge enthüllen so einiges, das die Tiere in allzu menschliche Nähe rücken will: Affen seien imstande zu lügen, Seerobben können abstrahieren und das ZDF-Logo erkennen, und Orkas besitzen ein Ich-Bewußtsein, heißt es. Je menschenähnlicher, desto besser – originelle IQ- und EQ-Messungen (vor allem an den stets beliebten Affen und Delphinen) scheinen so manches Forscherherz in Wallung geraten zu lassen – und ein philanthropisches Senderherz will's gern verbreiten.

Indes verstehen es die Autoren, den „genialen“ Papagei Alex mit angeblichen 100-Begriffe-Wortschatz in diskreten Zusammenhang mit seiner allzu eifrigen Trainerin zu stellen. Monie Schmalz

Auf die Tiergefühle heute folgen die Tierintelligenz (So., 28.6, 19.30 Uhr), die Tierkultur (Di., 30.6., 20.15 Uhr) und die „Spiegelaffären“ (So., 5.7., 19.30 Uhr)

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