: Hackmanns Sport-Verein
Führungskrise beim HSV beendet: Ex-Innensenator als neuer Vorstandschef? Konkurrent Jürgen Hunke wechselte sich gestern aus ■ Von Sven-Michael Veit
Werner Hackmann hat die Kraftprobe gewonnen. Gestern zog der 55jährige Unternehmer Jürgen Hunke seine Kandidatur für die Nachfolge von Uwe Seeler als Vorstandsvorsitzender des Hamburger Sport-Vereins unerwartet zurück. Wenn heute nachmittag der Aufsichtsrat des Fußball-Bundesligisten zusammentritt, um den neuen Vereinschef zu wählen, wird er höchstwahrscheinlich keine Wahl haben: Das bislang „geschäftsführende Vorstandsmitglied“ Hackmann dürfte sich in die Pflicht nehmen lassen und den Job machen, um den er sich bis gestern abend noch nicht offiziell beworben hatte.
„Ich bin kein zahnloser Tiger“, hatte der millionenschwere Versicherungsmakler Hunke seinen überraschenden Rückzug begründet. Damit reagierte er auf einen zweiseitigen Brief Hackmanns, in dem dieser eine Zusammenarbeit an eine Reihe von Bedingungen geknüpft hatte.
„Unter gewissen Umständen“, hatte der ehemalige Hamburger SPD-Innensenator geschrieben, sei er bereit, mit Hunke „gemeinsam den Verein zu führen“. Dazu gehörten eine klare Kompetenzverteilung sowie die Zusage Hunkes, daß Marketingchef Holger Hieronymus in den Vorstand aufrücke und Trainer Frank Pagelsdorf im Amt bleibe.
Hunke, der als vehementer Kritiker dieser beiden leitenden Angestellten des mittelständischen Wirtschaftsunternehmens HSV gilt, erklärte gestern, er wolle sich „nicht an die Kette legen“ lassen: „Ich bin doch nicht irgendein Mitglied eines beliebigen SPD-Ortsvereins.“ Er sei nicht bereit, den Vorstandsvorsitzenden von Hackmanns Gnaden zu spielen.
Der, seit eineinhalb Jahren der eigentliche starke Mann im Nobelklub vom Rothenbaum, zeigte gestern „kein Verständnis“ für den Rückzieher Hunkes. Er habe „ihn keineswegs zum Frühstücksdirektor degradieren“ wollen. Eine Zusammenarbeit hätte er sich vielmehr „vorstellen können“, versicherte treuherzig der 51jährige, der noch vor wenigen Tagen jede Kooperation mit Hunke rundweg abgelehnt hatte.
Denn dem eher nüchternen Hackmann gilt Hunke als zu schillernde Persönlichkeit. Weder als Spitzenkandidat der Statt Partei bei der vorigen Bürgerschaftswahl noch als zeitweiliger Geschäftsführer der Hamburger Kammerspiele und schon gar nicht als ehemaliger HSV-Präsident (1990 - 1993) hatte Hunke etwas bewegt, was den effizienten Machertypen Hackmann hätte beeindrucken können. Angesichts des, so Hackmann, bevorstehenden „wichtigsten Jahres in der jüngeren Geschichte des HSV“ graust es ihn, so wird gemunkelt, vor dem umtriebigen Multimillionär mit der vielen Freizeit.
Durch die gerade begonnene Luxusmodernisierung des maroden Volksparkstadions verschuldet sich der Verein immerhin mit satten 160 Millionen Mark. Dagegen steht ein millionenschwerer Vermarktervertrag mit der Bertelsmann-Tochter UFA, der als Wechsel auf eine goldene Zukunft des hanseatischen Traditionsvereins betrachtet wird. Nach der andauernden Führungskrise, die durch Unfähigkeit, Intriganz und Mißmanagement des bisherigen Chaos-Vorstands um das einstige HSV-Idol Uwe Seeler hervorgerufen wurde, gelte es nun, so Hackmann, „die Weichen zu stellen für den HSV des nächsten Jahrtausends“.
Wer dieser Weichensteller ist, daran gibt es seit gestern keinen Zweifel mehr.
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