piwik no script img

Es lebe der Teerhof ab der Expo

■ SPD will Investor das unbebaute Grundstück auf dem Teerhof schenken / Im Gegenzug baut dieser bis zum Jahr 2000 ein Hotel und ein neues Domizil für die Shakespeare Company

Auf dem Teerhof soll bis zum Jahr 2000 endlich das pralle Leben Einzug halten. Geht es nach dem Willen der SPD-Fraktion, ziehen die Shakespeare Company, die Kammerphilharmonie Bremen und das Deutsche Tanzfilminstitut auf den unbebauten Flecken zwischen den Weser-Armen. Zusätzlich soll bis zur Expo noch ein „3-4-Sterne-Art-Hotel mit 200 Betten errichtet werden“, so Detmar Leo, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD. Dazu fordert die SPD den Senat jetzt auf, bis zum Oktober eine Machbarkeitsstudie zu erstellen und einen Investoren- und Architektenwettbewerb durchzuführen.

Das SPD-Konzept selbst ist dabei nicht neu. Die Idee mit dem Drei-Sparten-Haus – Shakespeare Company, Tanzfilminstitut und Kammerphilharmonie – existiert bereits seit Jahren. Ebenso die Idee, zusätzlich ein Radio- und TV-Studio mit auf dem Teerhof anzusiedeln und mit Gastronomie zu umgeben. So sah es bereits ein Beschluß aus dem Jahr 1987 vor. Demnach sollte ein Drittel des Teerhofes kultureller Nutzung vorbehalten bleiben.

Diese Pläne sind aber bisher immer an der Finanzierung gescheitert. Darum gab es innerhalb der Baubehörde zuletzt sogar Überlegungen, auf der freien Fläche Altenwohnungen zu bauen, da sich dafür ein Investor gemeldet hatte. Damit hätte sich die Stadt aber von der schönen Überlegung verabschiedet, mit dem Teerhof eine lebendige Brücke zwischen Altstadt und Neustadt zu schaffen. Bereits heute spiegelt der Teerhof in keiner Weise das pulsierende Treiben einer Citylage wider.

Dem Finanzproblem will die SPD jetzt mit „public-private-partnership“ zu Leibe rücken. Leo schätzt das Areal auf dem Teerhof auf einen Wert von rund acht Millionen Mark. Das gesamte Projekt würde etwa 60 Millionen Mark verschlingen. Laut Leo gibt es bereits interessierte Investoren. Diese sollen die gesamten Baukosten übernehmen. Ihren Gewinn könnten sie aus dem Hotelbetrieb ziehen, der mehr Gewinn erbringen würde als im Normalfall, da das Grundstück nicht finanziert werden müßte. Außerdem hofft Leo auf zusätzliche Buchungen durch Kulturtouristen.

Bei Renate Heitmann von der Shakespeare Company stießen die alten Pläne mit dem neuen Zeitplan auf Begeisterung. Das Theater spielt in alten Räumen der Schule am Leibnizplatz. Ab dem kommenden Jahr muß das Schulzentrum für 1,5 Millionen Mark vergrößert werden, es sei denn, die Company zieht aus. Darum hat das Theater immer wieder auf eine Realisierung der Pläne gedrungen. Bei Bausenator Bernt Schulte (CDU) hatten sie aber stets auf Granit gebissen. „Eine kulturelle Nutzung muß sich selbst finanzieren“, hieß es stets. So auch gestern. Schultes Referent Hartmut Spiesecke betonte, daß Bremen sich selbst die Bebauung nicht leisten könne. „Ich glaube aber auch nicht an das SPD-Modell“, sagte Spiesecke. „Der Investor müßte aus dem Hotel und den Kulturzuschüssen seinen Gewinn erzielen. Das ist unmöglich.“

Skepsis erntete das Vorhaben der SPD auch beim Koalitionspartner CDU. Deren stellvertretender Fraktionsvorsitzender Helmut Pflugradt sagte: „Ich würde mich über eine solche Nutzung des Teerhofs sehr freuen. Aber ob diese Finanzierung klappt, bleibt doch abzuwarten.“ Auch Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) äußerte sich ähnlich: „Natürlich werde ich mir das Projekt angucken. Aber es muß sich finanziell komplett selbst tragen.“ Jens Tittmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen