: AKW-Betreiber sehen keine Verstöße
■ Auch der Bonner Untersuchungsausschuß findet noch keine Lösung im Atomskandal
Bonn (taz) – Zumindest die Leiter der Kernkraftwerke des Bayernwerks waren über konkrete Grenzwertüberschreitungen unterrichtet. Das hat Otto Majewski, Chef des Vorstandskreises Kernenergie und gleichzeitig Vorstandschef des AKW-Betreibers Bayernwerk, auf der gestrigen Sondersitzung des Umweltausschusses in Bonn zugegeben. In der Zentrale habe man jedoch nichts gewußt.
Es sei aber ein Fehler gewesen, daß die Verantwortlichen die Öffentlichkeit nicht frühzeitig informiert hätten, sagte Majewski. Seine Erklärung, bei einer besseren Öffentlichkeitsarbeit wäre das „Phantom verstrahlte Transportbehälter“ gar nicht aufgetreten, wiesen Vertreter der Grünen und der SPD zurück – es handle sich nicht um ein Phantom.
Auch die Einschätzung des Bayernwerk-Chefs, die Atomfirmen hätten nicht gegen Gesetze verstoßen, weil „keine Melde-, sondern nur eine Handlungspflicht“ bestanden hätte, stieß auf Kritik. Ein Vertreter des Bundesumweltministeriums sagte, die Firmen wären angesichts der großen Zahl von kontaminierten Atombehältern durchaus meldepflichtig gewesen. Ländervertreter machten deutlich, daß nach ihrer Auffassung schon die Kontamination an sich einen Gesetzesverstoß darstelle. Die Firmen seien verpflichtet, nur völlig saubere Behälter von ihrem Gelände zu lassen.
PreussenElektra-Chef Hans Dieter Harig erklärte, die Kontamination sei „radiologisch irrelevant“, mußte aber bei der Frage, ob neben Cäsium 137 und Kobalt 60 weitere Strahlenpartikel außen an den Transportbehältern haften, passen. Undichtigkeiten der Brennelemente im Reaktorbetrieb führten zu einem ganzen Sammelsurium von Radionukliden an den Transportbehältern, erklärte der Vertreter der Gesellschaft für Reaktorsicherheit, Lange.
Trotzdem kündigte Harig die baldige Fortführung der Atomtransporte an und forderte die Wiederinbetriebnahme des AKW Biblis, das zur Zeit unter Revision steht. Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Ulrich Klinkert, stellte jedoch klar, daß dafür die Ursachen vollständig geklärt und Abhilfemaßnahmen abgestimmt sein müßten. Peter Sennekamp
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