■ Vorlauf
: Wenn der Geldpapst kommt

„Unsere Freunde von der Bank“, 22.20 Uhr, arte

Die Weltbank gehört zu den unbekannten Wesen der internationalen Politik. Sie und ihre Schwester IWF (Internationaler Währungsfonds) sind die meistgehaßten Institutionen von Entwicklungshilfeorganisationen. Denn weil die Bank seit ihrer Gründung Milliarden an die Länder des Südens verliehen hat, wird sie dafür verantwortlich gemacht, daß auf diesen über 2 Billionen US-Dollar Schulden lasten. Als 1995 der australische Banker James Wolfensohn Präsident des Instituts wurde, keimte Hoffnung auf. Er kündigte erstmalig an, daß die Schulden unter bestimmten Bedingungen erlassen werden könnten. Unter den Hoffenden: Uganda – schließlich herrschte seit zehn Jahren relative politische Ruhe in dem Land, und der ehemalige Revolutionär Museveni setzte die Forderungen der Weltbank widerstrebend, aber folgsam um.

Monatelang ist das Kamerateam von Peter Chapell den Beratern der Weltbank gefolgt. Akribisch hat Chapell die Verhandlungen zwischen „den Freunden von der Bank“ und den ugandischen Ministern festgehalten. So entsteht ein tiefer Einblick in die Strategie der Geldverteiler, die bei Tee und Keksen besprechen, wie sie Museveni in die Enge treiben können. Ihre Taktik wird – teilweise – nach zwei Jahren aufgehen. Die Weltbank kann zwar eine Verringerung des Militärbudgets nicht durchsetzen. Aber sie schafft es, daß die bankrotte Staatsbank teilprivatisiert wird und der Bankpräsident – ein enger Freund des Staatschefs – entlassen wird. Zum Höhepunkt des Feilschens zwischen Weltbank und Regierung kommt Wolfensohn persönlich nach Kampala gereist. „Er ist der Geldpapst“ sagt eine Museveni-Beraterin über den Weltbankchef, der in verschwitztem T-Shirt an den Verhandlungen teilnimmt.

Dies alles läßt Chapell unkommentiert. Nur wenige Szenen zeigen das schwierige Leben in dem ostafrikanischen Land. Trotzdem ist ein anspruchsvoller Film entstanden, der die Fakten für sich sprechen läßt und schnelle Urteile über die umstrittene Weltbank nicht zuläßt. Ulrike Fokken