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Ausnahmezustand vor WM-Spiel

■ Um potentielle Randalierer zu stoppen, kontrolliert ein Großaufgebot des BGS die Grenzen. Mehrere tausend wurden überprüft. Im Austragungsort Montpellier herrscht Alarmbereitschaft

Berlin (dpa/taz) – Vor dem WM-Spiel Deutschland–Iran haben Deutschland und Frankreich gestern die Grenzkontrollen verschärft, um potentielle Gewalttäter an der Einreise nach Frankreich zu hindern. Nach den schweren Ausschreitungen deutscher Hooligans in Lens befürchten die Behörden einen erneuten Ansturm von gewalttätigen Fans. Die französischen Behörden gehen von etwa 300 Hooligans aus, die sich in oder im Raum Montpellier aufhielten. Die Polizei befürchtete auch, daß deutsche, britische und französische Randalierer größere Ausschreitungen während des heutigen Spiels England–Kolumbien in Lens planten.

Mit einem Großaufgebot kontrollierte der Bundesgrenzschutz (BGS) an den Grenzen insgesamt rund 10.000 Personen. 14 deutschen Hooligans wurde die Ausreise untersagt. Weit mehr als 4.000 Autos wurden angehalten, bei mehr als 2.000 Menschen die Identität überprüft. Der BGS hatte die Zahl seiner Beamten an den Grenzen um etwa 1.000 erhöht. Es gebe verstärkt Stichproben, ein „totales Dichtmachen“ wäre aber unverhältnismäßig, hieß es.

Im Austragungsort Montpellier selbst herrschte höchste Alarmstufe. Bis zum Nachmittag war es in der südfranzösischen Stadt allerdings ruhig. Insgesamt waren 1.500 Sicherheitskräfte im Einsatz. Deutsche Polizisten unterstützten ihre französischen Kollegen. Außerdem sollte von 20 Uhr an kein Alkohol mehr verkauft werden, eine Sperrstunde für Kneipen wurde jedoch nicht angeordnet.

Nach dem Angriff deutscher Hooligans auf den französischen Polizisten in Lens fahndet die Polizei nach einem dritten Verdächtigen. Der 27jährige Mann aus Gelsenkirchen sei aufgrund von Fotos erkannt worden, die die Bild-Zeitung den Behörden vorgelegt hatte, teilte die Polizei aus der Ruhrgebietsstadt mit.

Eine der Aufnahmen zeigt den Mann von hinten, wie er sich schwungvoll über den am Boden liegenden Polizisten zeigt. Idenfiziert werden konnte er durch eine weitere Aufnahme, die dem Blatt aus der Hooliganszene zugespielt worden sei. Der Mann wird in der „Zentralen Informationsstelle Sport“ als Hooligan in der Kategorie C geführt. Über eine tatsächliche Tatbeteiligung konnte die Polizei keine Angaben. Sie gehe aber nicht davon aus, so ein Sprecher, „daß er dem französzischen Kollegen ein Glas Wasser reichen will“.

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