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Auch Südafrika droht jetzt eine Währungskrise

■ Zinserhöhung und Dollarverkäufe können weiteren Kursverfall des Rand nicht stoppen

Johannesburg (dpa/taz) – Nach den asiatischen Staaten schlittert nun auch Südafrika in eine Währungskrise. Schon seit Anfang Juni war der Kurs des Rand von etwa 5,10 zum Dollar beständig gefallen. Am Freitag sackte er dann zeitweise auf 5,92 Rand gegenüber dem Dollar ab und schloß in New York mit einem Kurs von 5,87. Das ist ein Wertverlust von rund 15 Prozent innerhalb eines Monats. Experten machen hierfür die Finanzkrise in Asien und Spekulanten verantwortlich, die den Rand auf einen Kurs von 6 Rand oder mehr gegenüber dem Dollar treiben wollten. Am Freitag hieß es, die Notenbanken der USA und Großbritanniens hätten in größeren Mengen Rand gekauft, um dessen Wert zu stützen.

Beide Banken wollten dies aber offiziell nicht bestätigen. Die Notenbank Südafrikas hingegen kann kaum noch Dollarverkäufe unternehmen, da ihre Devisenreserven inzwischen begrenzt sind. Sie hatte diese bereits im Mai und Anfang Juni drastisch verringert.

Sie hatte zwar vor einigen Tagen versucht, den Verfall des Rand durch Aufkäufe aufzufangen, allerdings mit geringem Erfolg. Anfang der Woche erhöhte sie dann den Zinssatz für kurzfristige Kredite an die kommerziellen Banken vorübergehend auf fast 24 Prozent, was sofort Zinserhöhungen für die Verbraucher zur Folge hatte.

Das Zinsniveau für Kredite bei den Banken war schon vorher mit annähernd 20 Prozent sehr hoch. Einige Fachleute befürchten bereits, daß Südafrika, dessen Wirtschaft seit längerem vor sich hin dümpelt, in eine Rezession abgleiten könnte. Die Arbeitslosigkeit bei schwarzen Südafrikanern liegt aber schon jetzt bei 30 bis 40 Prozent. Einziger Lichtblick: Eine Abwertung des Rand würde Südafrikas Exportprodukte auf den internationalen Märkten billiger und damit wettbewerbsfähiger machen.

In Johannesburg zirkulierten am Samstag Spekulationen, daß die Notenbank die Bestimmungen für den Transfer von Devisen ins Ausland wieder verschärfen könnte. Sie waren nach dem Ende der Apartheid schrittweise gelockert worden.

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