Sechs-Stunden-Kita

■ Hamburger Kitas protestieren gegen Kürzungen bei Ganztageskindergärten

Das Spielen mit Kindern ist kein Kinderspiel. „Wir leisten hier harte Arbeit“, sagt Ute Borchers, Leiterin einer Kindertagesstätte im Karolinenviertel. Zumal die Kinder nicht nur beschäftigt, sondern oftmals auch zum Arzt begleitet, mit Essen versorgt und bei Schulproblemen unterstützt würden, soweit ihre Familien das nicht leisten könnten.

Um diese Funktion, „benachteiligte Familien zu entlasten“, fürchtet die „Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten“ nun. Denn die Stadt plant, stufenweise bis zum Jahr 2001 bei Kindergärten 27 Millionen Mark einzusparen. Um acht Millionen Mark soll der Etat im kommenden Jahr gekürzt werden, drei Jahre später dann sollen rund fünf Prozent des Gesamttopfes eingespart sein. Das betrifft alle Kindertagesstätten in Hamburg. Größter Träger ist die Vereinigung mit 189 Einrichtungen.

„Die Stadt muß beim Sparen andere Prioritäten setzen“, mahnt Martin Schaedel aus dem Vorstand der Vereinigung. „Es gibt Sparbereiche, die weniger wichtig sind.“ Zum einen würden Kitas vielen Eltern die Berufstätigkeit ermöglichen. Vor allem Alleinerziehende seien darauf angewiesen. Darüber hinaus seien sie eine „vorschulische Bildungsinstitution“. Gerade in ärmeren Stadtteilen leisteten die Kitas weit mehr als allein die Kinder zu beschäftigen. „Sie wirken der Ausgrenzung entgegen, mildern für viele die Folgen von Armut und Vernachlässigung.“ Unter den in der Vereinigung betreuten 22.000 Kindern seien solche aus „benachteiligten“ Familien überproportional vertreten, ergänzt Vorstandmitglied Roland Hauptmann.

Das Amt für Jugend hat vorgeschlagen, zur Einsparung von Personalkosten Ganztagesplätze umzuwandeln in Plätze, in denen Kinder nur sechs Stunden betreut werden. Schaedel warnt jedoch, daß das nur im Krippenbereich, also bei Babys bis hin zu Dreijährigen, möglich sei. Dort würden in der Tat viele Eltern ihre Kinder schon mittags abholen, obwohl sie bis 18 Uhr bleiben könnten. Anders sähe es hingegen bei den Drei- bis Sechsjährigen aus. Hier würden sämtliche vorhandenen Ganztagesplätze dringend benötigt. ee