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„Volle Halbtagsschule“ vertagt

■ Senatorinnen versprechen Aktionen nach ihrer Amtszeit

Die Deputation für Soziales soll heute den Abschied von einem wichtigen Ziel der Koalition „zur Kenntnis nehmen“: Die Betreuungs-Angebote von Hort und Grundschule sollten „zusammengeführt“ und „bedarfsgerecht neu verteilt“ werden, stand im Koalitionsprogramm von 1995. Das Ziel ist die „Vernetzung von Jugendhilfe und Schule“. Konkret geht es darum, daß Grundschulkinder verläßlich zwischen 8 und 13 Uhr oder noch länger in der Schule betreut werden („volle Halbtagsschule“) und nicht zwischen Schule und Kitas, an die die Horte bisher in der Regel angegliedert sind, hin- und hergeschoben werden.

Aber bis zum Ablauf der derzeitigen Koalition wird sich da nichts bewegen, geht aus dem Bericht der Sozialsenatorin, der heute vorgelegt wird, hervor. Da heißt es vollkommen vage, eine „enge Kooperation“ werde angestrebt – kein Wort darüber, wie das aussehen soll, konkrete Schritte dorthin werden nicht angegeben, nur der Hinweis, daß für das ferne Jahr 2000 die „flächendeckende Umsetzung angestrebt“ werde.

Hinter vorgehaltener Hand ist zu erfahren, wo es bei der Umsetzung des sinnvollen Zieles hakt: Beteiligt sind zwei Behörden, die für Bildung und die für Soziales, und da geht es um Zuständigkeiten, um Ressortegoismen und Geld – und schon ist alles blockiert. Da bedarf es keiner Statusfragen, die auch Personalräte auf den Plan rufen.

Die Bremer Evangelische Kirche (BEK) ist aus eigenen Sparzwängen forsch vorangegangen: Sie hat ihre Vormittags-Hortstunden aufgekündigt und sich darum bemüht, daß in den betroffenen Schulen Betreuungs-Ersatz geschaffen wird. Die Kirche wollte gleichzeitig ihre „Hortnerinnen“ dort unterbringen. Nach zähen Verhandlungen ist es der Kirche gestern gelungen, die Unterschrift der Bildungssenatorin für die Übernahme von 35 Wochenstunden „Hort an die Schule“ zu bekommen. Die Kirche hat der Senatorin diese Übernahme, die eigentlich dem Koalitionsprogramm entspricht, mit einer saftigen Spende versüßen müssen: 66 Wochenstunden Betreuung an der Schule durch kirchliche Kräfte werden für ein Jahr von der Eduscho-Stiftung finanziert.

Was zwischen Kirche und Bildungsbehörde mehr recht als schlecht geklappt hat, scheint zwischen zwei Ressorts derselben Stadtverwaltung nicht zu funktionieren: Für die „Vernetzung von Jugendhilfe und Schule“ gibt es weder inhaltliche Vorgaben noch einen Finanzrahmen. K.W.

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