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2.300 Kilometer Zug statt 300 Kilometer Transrapid

■ BUND stellt 21 Bahnstrecken als Alternative zur 10-Milliarden-Investition Magnetbahn vor

Berlin (taz) – 2.300 Kilometer Schienennetz statt 300 Kilometer Transrapid-Strecke zwischen Berlin und Hamburg: Das ist die Rechnung, die der „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ (BUND) aufmacht. Mit den insgesamt 9,8 Milliarden staatlicher Subventionen für die umstrittene Magnetschwebebahn ließe sich im Nordosten Deutschlands ein Schienennetz erweitern und sanieren, das „sämtliche große Städte und Urlaubsregionen miteinander verbindet“, erklärte der verkehrspolitische Sprecher des BUND, Peter Westenberger, gestern bei der Vorstellung des „Zukunftsprogramms Schiene“.

Die vom BUND ausgesuchten 21 Strecken sind alle in den Ausbauprogrammen der Länder und des Bundes aufgeführt – aber wegen Geldmangels vorläufig auf Eis gelegt. Kernstück des Konzepts ist eine schnelle ICE-Verbindung zwischen Berlin und Hamburg, die sowohl auf der jetzigen Strecke über Wittenberge als auch über die Strecke Stendal–Uelzen die Städte in etwa 100 Minuten verbinden soll – nur rund 30 Minuten langsamer als der Transrapid. Außerdem sollen die ICE von Berlin über Uelzen direkt nach Bremen weitergeführt werden und die Strecke Hamburg–Stralsund für den ICE ausgebaut werden. Für die Beschleunigung des Güterverkehrs sieht das „Zukunftsprogramm Schiene“ den Ausbau einer Schnellverbindung zwischen Hannover und Rostock vor sowie die Umfahrung des Verkehrsknotens Hamburg für den Nord-Süd-Verkehr. Im Preis inbegriffen ist nach Angaben von Westenberger auch die Anschaffung von 40 Nahverkehrstriebwagen und von 17 zusätzlichen IC-T-Triebzügen mit Neigetechnik, mit denen die Bahn bis zu 230 km/h schnell fahren kann.

„Die Fahrzeit zwischen Hamburg und Rostock oder Lübeck und Berlin könnte nahezu halbiert werden“, hieß es. Es entstünde ein „flächendeckendes ökologisches Verkehrssystem, das den Raum erschließt und nicht durchfährt“. Die Sanierung der Strecken brächte auch Bauaufträge und damit Arbeitsplätze bei regionalen Baufirmen in der Nordostregion.

Um die „Verschwendung von Steuermitteln zu verhindern“, hat der BUND in Berlin seit April 40.000 Unterschriften für eine Volksinitiative gegen den Transrapid gesammelt. Wenn bis Ende September 90.000 Magnetbahn-Gegner unterzeichnen, muß das Thema Transrapid noch einmal im Berliner Abgeordnetenhaus diskutiert werden. Bernhard Pötter

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