■ Soundcheck: Vanessa-Mae
Heute abend: Vanessa-Mae. Die rockt definitiv das Haus. Wenn sie ihre eigenen Remixe der Kadenzen von Mozarts Violin-Konzerten dropt, geht die Crowd ab wie Schmidts Katze. Sie reißt die Riffs auf ihrer Elektro-Violine bis zum Anschlag auf, der Bogen scratcht über die Strings, die Tunes rauschen aus der PA. Oha, Vanessa-Mae ist Pop, und deshalb muß man auch ganz viele Anglizismen benutzen, wenn man über sie spricht.
Aber auch, nun ja, unplugged kommt sie richtig gut. Wenn sie ihre schneeweiße elektrische Geige in die Ecke stellt und auf die ahornholzbraune Akustik-Version zurückgreift, schenkt sie unvergeßliches Vergnügen. Bereits mit 13 spielte sie Beethovens und Tschaikovskys Violinkozerte ein, das macht sie noch immer fein.
Doch lange wird ihr Erfolg nicht anhalten. Mit der Gratwanderung zwischen E-Musik und Pop verliert sie fix die Credibility bei den Klassik-Heinis, und das zu Recht: Noch kein Künstler, der umgeschwenkt ist – sei es Peter Hofmann von Wagner zu Schlager oder Nigel Kennedy von Puccini zu Punk – hat sich auf Dauer seine Technik erhalten.
Bleibt der manchmal ein bißchen zu fotogenen Engländerin nur zu wünschen, daß sie wenigstens eine Zeitlang noch die Leute begeistert, denen eine fette Show wichtiger ist als filigrane Fingersätze. Dann werden auch weiterhin ihre Horrormixe mit Platin und viel Geld veredelt.
Eberhard Spohd
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