: Keine Bagger in Blankenese
■ Neuer Konflikt um Süllberg: Investor plant Hotel und weniger Wohnungen, Altonas SPD erklärt Scheitern der Bebauung
Eigentlich hatten gestern die Bagger auf den Süllberg in Blankenese rollen sollen. Ab dem 1. Juli, so hatten es Bezirksamt Altona, die Bürgerinitiative Rettet den Süllberg, Eigentümer Roland Ernst und dessen Projektentwickler Hans Barlach vereinbart, würde mit der Restaurierung des historischen Süllberg-Restaurants und seinen Banketträumen, dem Ballsaal und den angrenzenden Pferdeställen begonnen. Zusätzlich waren 24 Eigentumswohnungen in drei Neubauten sowie eine Tiefgarage geplant.
„Doch dann“, teilte Altonas SPD-Fraktionschef Horst Emmel gestern sein „Entsetzen“ mit, „platzte die Nachricht wie eine Bombe über uns“: Im Stadtplanungsausschuß am Dienstag abend habe Barlach erklärt, daß dem Wiederaufbau des traditionellen Ausfluglokals mit dem bezaubernden Elbblick zwar nichts im Wege stünde. Doch die Wohnungen könnten nicht in vollem Umfang gebaut werden. Statt dessen solle ein Hotel Garni (nur Übernachtung) mit 56 Zimmern entstehen – damit sich die Gastronomiebetriebe (2200 Quadratmeter Nutzfläche) wirtschaftlich tragen.
Für Emmel ein klarer Verstoß „gegen unsere Abmachung und das Baurecht: Die Süllberg-Bebauung ist gescheitert“, folgerte er. Womöglich gehe nun der jahrelange, zermürbende Streit um Baumassen und Nutzungskonzepte mit der Bürgerinitiative wieder los.
Projektentwickler Barlach derweil kann die Aufregung nicht verstehen: „Wir werden den städtebaulichen Vertrag, den wir mit der Stadt geschlossen haben, halten“, versprach er gestern gegenüber der taz. An Bauvolumen und Architektur ändere sich „gar nichts“. Der Betrieb der Gastronomieeinrichtungen sei „für mindestens zehn Jahre gesichert“. Die Betreibergesellschaft allerdings brauche zur Existenzsicherung „Synergieeffekte“ – sprich ein Hotel, dessen Übernachtungsgäste die Restaurants auslasten sollen. Statt 24 entstünden zwölf Eigentumswohnungen sowie 56 Hotelzimmer à 25 Quadratmeter, verteilt über die drei Häuser.
„Diese Nutzungsänderung“, fauchte Emmel, „genehmigen wir nur, falls die Bürgerinitiative zustimmt“. Die gab gestern umgehend grünes Licht: „Meinen Segen haben die“, sagte BI-Sprecherin Monika Lühmann, „Hauptsache, die fangen bald an und das Lokal bleibt erhalten“. Ein Hotel Garni könne überdies „die Sache abrunden“. Heike Haarhoff
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