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Von Todessehnsucht oder Sozialkritik

■ Schreibt alle(s): LesArt produziert mit Schülern und Schülerinnen die Zeitschrift „xyz“

Aktenzeichen xyz: Vierteljährlich erarbeitet eine Redaktion aus Schülerinnen und Schülern jeweils einer Berliner Schule die Literaturzeitung xyz. Von der üblichen Schülerzeitungsarbeit unterscheidet sich die Produktion von xyz auch insofern, als die Hilfe zweier Studenten in Anspruch genommen werden kann, die vom Kinder- und Jugendliteraturhaus LesArt bezahlt werden. So bleibt journalistisches Niveau gewährleistet, ohne daß sich die Redaktion dem zensierenden oder nivellierenden Einfluß eines wohlmeinenden Außenstehenden (Lehrers) unterordnen muß.

LesArt, dessen Existenz vor zwei Jahren aufgrund von Mittelkürzungen akut gefährdet war, kann Jugendlichen damit – auch dank einer Finanzspritze des Medienriesen Bertelsmann, der die Druckkosten einiger Ausgaben übernimmt – ein öffentliches, aber nichtkommerzielles Schreibforum bieten. Die aktuelle, siebte Ausgabe von xyz zeigt, daß dieses Prinzip funktioniert: Das Layout der von Mitgliedern des Kreuzberger Leibniz-Gymnasiums produzierten Zeitung ist übersichtlich, ohne ins Spießige abzugleiten, die Artikel im redaktionellen Teil zeugen teilweise von erstaunlichem journalistischem Niveau, ohne die authentischen Unsicherheiten einer Schülerzeitung zu leugnen. Hin und wieder wäre Straffung kein Fehler gewesen, bei einem Text zu „Neuen Hippies“ wird bis zum letzten Satz nicht klar, warum er dasteht. Sehr schön allerdings, wie Karin Graf, die Literaturbeauftragte von Bertelsmann, im Interview zugibt, daß der Konzern xyz fördert, weil deren Leser sich später zu Medienkunden entwickeln.

Außer dem journalistischen gibt es auch einen literarischen Teil in xyz, den die Schülerredaktion nicht verantwortet; die hier erschienenen Texte wurden LesArt von jugendlichen Autoren zugesandt. Entsprechend kreist die Lyrik um die Themenkreise der Oberstufe: Todessehnsucht, Sozialkritik oder unerfüllte Liebe. Nicht allzu elegant, dafür aber oft drastisch formuliert. Dem gegenüber steht die eher stiefmütterlich behandelte Prosa: Tatsächlich mit leichter Hand aufs Blatt geworfene Kurzgeschichten und Skizzen, die uneingeschränkt gut sind.

xyz liegt gratis in Schulen und Bibliotheken aus. Die achte Ausgabe erscheint im Herbst und wird von Schülern der Kreuzberger Hermann-Hesse-Schule produziert: Literarische Texte können bis 10. Oktober an xyz geschickt werden, c/o LesArt, Weinmeisterstraße 5, 10178 Berlin. Falk Schreiber

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