: Im Sommer freiwillig
■ Rückkehrhilfen für BosnierInnen: Sozialbehörde bilanziert und rühmt sich
Mit Ablauf dieses Schuljahres werden weitere rund 1000 Kriegsflüchtlinge aus Hamburg nach Bosnien zurückkehren. Diese Erwartung äußerte gestern Sozialsenatorin Karin Roth (SPD), als sie eine Bilanz über die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlinge in den vergangenen sechs Jahren in Hamburg zog.
12.500 BosnierInnen waren seit dem Ausbruch des Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslawien nach Hamburg gekommen. Knapp 5000 sind bereits zurückgekehrt. Die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) habe die Kriegsflüchtlinge mit zahlreichen Maßnahmen unterstützt, rühmte sich gestern Senatorin Roth: Rund die Hälfte habe Sozialhilfe bezogen und in öffentlichen Unterkünften gelebt. Zusammen mit der „Flüchtlingshilfe“, einem Zusammenschluß der Wohlfahrtsverbände Caritas und Arbeiterwohlfahrt, habe die BAGS eine Anlauf- und Beratungsstelle betrieben. Um die Rückkehr zu unterstützen, finanziere die Behörde den Wiederaufbau einzelner Schulen in Bosnien, auch werde den Rückkehrenden eine Starthilfe mit auf die Reise gegeben. Rund zwei Millionen zahle die Stadt an Reisebeihilfe, Gepäckhilfe und Benzinkostenzuschuß für die Fahrt. Eine mehrköpfige Familie kommt so auf einen Betrag von mehreren hundert Mark.
Ivancica Luso von der Zentralen Informations- und Beratungsstelle der Flüchtlingshilfe betont, daß viele BosnierInnen jetzt wirklich zurück wollten – vor allem die Erwachsenen. „Im Herbst wird es mit der Freiwilligkeit aber wieder vorbei sein“, weiß sie, „denn dann kommt der Winter, die Häuser sind noch nicht fertig, und es wird kalt.“ Unwilliger seien Jugendliche und Kinder. Diejenigen unter ihnen, die seit sechs Jahren hier leben, würden mittlerweile Hamburg als ihr Zuhause betrachten. Daß sie in Bosnien weiterhin eine Schule besuchen könnten, sei unsicher. „Das ist von Region zu Region unterschiedlich“, so Luso.
Gerade den Wiederaufbau von Schulen hat Hamburg unterstützt. Senatorin Roth: „Die Gebäude sind fertig. Ob dort nun auch unterrichtet wird, hängt davon ab, ob es Lehrer gibt“. Elke Spanner
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