: Erwachsenenbildung vor dem Aus?
■ Behörde will drei Lehrkräfte des „ife“ versetzen
Die Bremer Bildungsbehörde will ein Viertel des Stammkollegiums des „selbstverwalteten Schulversuchs Institut für Erwachsenenbildung“ (ife) nach Bremen-Nord versetzen. Gegen diese Entscheidung protestieren Lehrerkollegium und SchülerInnen des ife. Die abgezogenen Stunden sollen nach den Plänen der Behörde, so bestätigte Sprecher Rainer Gausepohl, von den normalen Lehrkräften der Erwachsenenbildung übernommen werden.
Damit würde die Besonderheit des Schulversuchs, so das ife, zerstört. Die Schule war in den 80er Jahren gegründet worden und erstritt sich gegen den heftigen Widerstand der Schulbehörde damals die staatliche Anerkennung. „Auf Wunsch des Bildungsressorts“, so das ife, wurde das Institut, das derzeit fünf Klassen umfaßt, im Jahre 1996 der Erwachsenenschule (EWS) als vierte Abteilung angegliedert. Damals versicherte die Behörde gegenüber den Bildungsdeputierten, es solle ein „ausreichender Rahmen für die Erprobung alternativer Formen der Gestaltung von Schule und Unterricht“ erhalten bleiben. Die Versetzung eines Viertels der engagierten Lehrkräfte, so das ife, mache jetzt deutlich, daß die Behörde sich an diese Zusicherung nicht mehr halten will.
Hintergrund der Abordnung der drei Lehrkräfte ist, so bestätigt der Sprecher der Behörde, daß in der EWS ein „Überhang“ an Lehrerstunden besteht, dies allerdings weniger in der „vierten Abteilung“, dem ife. Die betroffenen drei ife-Lehrer gehören aber personalrechtlich zur Gesamtheit der EWS-Lehrer, und da sie in den vergangenen Jahren in ungesicherten Arbeitsverhältnissen und auf ABM-Basis ihre Arbeit gemacht hatten und erst kürzlich bei der Stadt eingestellt wurden, gelten sie als „Neueinstellungen“. Neu eingestellte Lehrer sind aber leichter zu versetzen, so der Grundsatz der Behörde. „Das ist von der Optik nicht sehr schön“, räumt Behördensprecher Gausepohl ein, aber es sei eben so. Da in der Abteilung 4 des ife dann Lehrerstunden fehlen, müßten ife-Klassen dann von den EWS-Lehrkräften unterrichtet werden.
„Die aktuelle Planung der Behörde ist Teil einer Entwicklung, die den Schulversuch zunehmend erschwert“, sagt das ife dazu. Ein Gespräch mit dem zuständigen Staatsrat Hans-Henning Zietz habe keine Lösung gebracht, sondern nur „die Ignoranz der Behördenleitung“ zutage gefördert. „Das ife wird den Kampf um seine Existenz aber so schnell nicht aufgeben...“. Mitte Juli soll es Aktionstage geben. K.W.
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