Antworten auf Letzte Fragen

Warum bedeutet Kopfnicken „Ja“ und Kopfschütteln „Nein“? (27.6.98)

Warum „Ja“ (als positiver Ausdruck) mit Nicken und „Nein“ (als negativer Ausdruck) mit Schütteln des Kopfes kodiert wurden, läßt sich meines Erachtens am besten etymologisch erklären, wobei der Wahl des Kopfes als Ausdrucksmittel (neben dem Vorteil der exponierten Lage und der Ökonomie der Bewegungsabläufe) eine besondere Bedeutung zukommt. Das Wort „Kopf“ stammt vom spätlat.-gemeinromanischen „cuppa“ ab, was „Becher“ bzw. „Trinkgefäß“ heißt und war ursprünglich eine Gefäßbezeichnung für eine Trinkschale.

Wie ich bei Intensivbefragungen in mehreren Stammkneipen herausfinden konnte, bewerteten meine Testpersonen das vertikale Bewegen (s. Nicken) des Trinkgefäßes im Vergleich zum horizontalen (s. Schütteln und seine Verwandtschaft zum Verschütten) durchaus als postivere Handlung; so läßt sich anschaulich der Einzug dieser beiden Symbole mit der gleichzeitigen Verdrängung des Wortes „Haupt“ für Kopf aus der Alltagssprache erklären.

Wer nun dagegen hält, daß in alten Seeräuberfilmen die Piraten ihre Trinkgefäße immer horizontal bewegten und dies offensichtlich als positiv bewerteten, der sollte sich mal mit der Frage beschäftigen, warum wohl die Piraten heute nur noch drittklassige Radiostationen unterhalten dürfen, kein Mensch mehr einen Film über sie dreht, geschweige denn, daß sie in der „Lindenstraße“ auftauchen würden.Bingo B. Klaus, Trier

Wenn Kopfnicken nicht „Ja“ und Kopfschütteln nicht „Nein“ bedeuten würden, würde man/frau sich ja gar nicht mehr verstehen!!Christian Berger, Birkenfeld

Mit dem Kopfnicken bzw. -schütteln ist es wie mit dem Gesichtsausdruck: Lacht man, gebraucht man weniger Muskeln als wenn man ärgerlich ist. Nickt man mit dem Kopf, braucht man diesen nur anzuheben, runter fällt er von alleine; beim Schütteln muß er zuerst zur einen Seite gezogen werden und dann nochmal zur anderen. Es ist somit energieaufwendiger. Also überlegt man es sich nochmal, das reicht, um den Verstand einzuschalten, der einem dann wiederum klar macht, daß ein jetzt getaner Gefallen dem anderen nachher in Rechnung gestellt werden kann. Bis auf die Griechen hat das eigentlich jeder intus. Wahrscheinlich ist denen schon aufgefallen, daß wenn man eine Frage mit Kopfnicken verneint, man dabei nicht nur weniger Aufwand hat, sondern auch keine nachfolgende Arbeit mehr.Kaja Lambert, Bonn

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Woher kommt das Wort unwirsch, und was für ein Gefühl ist es, wirsch zu sein? (27.6.98)

Wirsch wird man vorzugsweise dann, wenn jemand sich flätig benimmt. Und wer sich flätig benimmt, verdient es, ein Hold oder auch ein Getüm genannt zu werden.Barbara Kuchler, München

„Unwirsch“ ist aus dem mittelhochdeutschen Wort „unwirdesch“ (verächtlich, schmählich) entstanden, einer Ableitung vom mhd. Substantiv „unwirde“ (Geringschätzung, Verachtung). Schon in der Literatur des 16. Jahrhunderts wurde das Wort in ähnlicher Form benutzt: „Du heltst mich unwirs und unwerd, als sey ich ein ackerpferd“ (H. Sachs).

Das Wort „wirsch“ wurde wohl etwas später als Positiv mit dem gleichen Sinn zu „unwirsch“ gebildet, ist aber etymologisch nicht damit verwandt, da es zu „wirr“ gehört.

Wie „unwirsch“ wird „wirsch“ als Affektbezeichnung gebraucht, ist jedoch eher eine gesteigerte Stufe davon, denn bei ungeduldigem, übelgelauntem, zornigem oder schroffem Gebaren zeigt man sicherlich eine stärkere Erregung, als wenn dieses Verhalten nur unliebenswürdig wäre.

„Wirsch“ zu sein ist also vergleichbar mit dem Gefühl, mal wieder seinen Trotzkopf aufgesetzt zu haben.Jürn Laue, Göttingen

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Ist zu zweit duschen wassersparend oder wasserverschwendend? (20.6.98)

Wenn zwei Menschen mit den gleichen Duschgewohnheiten zusammen duschen, läßt sich theoretisch durchaus Wasser sparen: Mit einem Duschkopf läßt sich bei gleichem Wasserdurchfluß in gleicher Zeit die doppelte Anzahl DuscherInnen abduschen. Wenn beide am Schluß normalerweise kalt duschen, spart dies zusätzlich Wasser: Wer zuerst die Dusche verläßt, spart sich das kalte Duschen, um den/die VerbleibendeN nicht (gemein!) kalt anzuspritzen. In der Realität sieht es aber ganz anders aus: Was ich als „angenehm warm“ empfinde, ist meiner Mitduscherin zu heiß – sie duscht vorzugsweise mit (aus meiner Sicht) lauwarmem Wasser. Das läuft darauf hinaus, daß wir die halbe Zeit an der Temperatureinstellung herumkurbeln und dadurch noch mehr Wasser verbrauchen. Gegenseitiges Einseifen sorgt zwar für selten saubere Rücken, spart aber auch kein Wasser: Gründliches Einseifen dauert seine Zeit. Irgendwann trocknet dann das Duschgel auf der Haut an, um sich nur sehr widerwillig wieder abspülen zu lassen.Oliver Klee, Bonn

Das hängt davon ab, wie intakt die Beziehung ist.Marie-Laure Cuny, Michael Rücker, Singapore/Hamburg

Sowohl als auch. Duscht man zu zweit, kann es einerseits Spaß machen, dauert aber länger und ist demzufolge wasserverschwendend. Soll die Zweierdusche effektiv sein und Wasser sparen, geht dies zwar schneller, macht aber weniger Spaß.Sebastian Burde, Potsdam

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Warum ist bei Fahrrädern wesentlich häufiger das Hinter- als das Vorderrad platt? (13.6.98)

Aus demselben Grund, aus dem Marmeladenbrote immer mit der beschmierten Seite nach unten auf den Boden fallen: Das Hinterrad läßt sich wesentlich schwerer ausbauen.Barbara Kuchler, München

Meiner Meinung nach sorgen dafür die schon von anderen Lesern genannten technischen und sonstigen Gründe. Die Fahrradkonstrukteure haben sich nun zu Erfüllungsgehilfen von Murphy machen lassen und das Rad, das häufiger kaputt ist, so eingebaut, daß der Ein-/Ausbau schwerer ist. Das gilt insbesondere für Räder mit Nabenschaltung, wo das Rad mühsam mittig ausgerichtet werden muß. Bei Rädern mit Kettenschaltung relativiert sich dieses Problem hingegen. Daher hat der Hersteller meines Rades (mit Kettenschaltung), um die universelle Geltung von Murphy's Gesetz aufrechtzuerhalten, das Vorderrad mit einem Schnellspanner ausgestattet, das Hinterrad hingegen nicht.Jens Müller, Kaltenkirchen

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Wieso parkt man leichter rückwärts ein als vorwärts? (13.6.98)

Die bis auf den heutigen Tag weit verbreitete Sitte des Rückwärtseinparkens fällt uns allein deshalb leichter, weil dieses Manöver bereits in der Fahrschule exzessiv einstudiert wird und noch immer Prüfungsbestandteil ist.

Die aus verkehrshistorischer Sicht interessante Frage nach dem Ursprung für diese auf den ersten Blick befremdend, ja widernatürlich anmutende Art des Einparkens führt uns in die Zeit des römischen Reiches. Die in dieser Epoche gebräuchlichen Wagen und Kutschen besaßen nur sehr unzulängliche, teilweise überhaupt keine Bremsen. So geschah es recht häufig, daß die Wagenführer ihr Gefährt nicht rechtzeitig zum Stehen brachten und dann das mühsame und dabei nicht ungefährliche Manöver des Zurücksetzens vollführen mußten. Solche fahrtechnischen Leistungen erregten bereits damals großes Aufsehen, da sie ein gewisses Maß an Wagemut und noch mehr Glück erforderten. Römer, die dieses Kunststück beherrschten, galten besonders bei den Damen als außergewöhnlich mutig und waren entsprechend begehrt. So entwickelte sich das ursprünglich aus einer Not heraus geborene Manöver mehr und mehr zu einem Akt männlichen Imponiergehabes. Immer öfter war zu beobachten, daß die Wagenlenker beim Besuch einer Taverne oder ihrer Umworbenen absichtlich ein Stück zu weit fuhren, um ihr Gefährt dann unter den bewundernden Blicken der Anwesenden mehr oder weniger erfolgreich zurückzusetzen. Unbeeindruckt von den technischen Errungenschaften auf dem Gebiet der Bremsentechnologie, namentlich der Erfindung des ABS, findet sich dieses zum Selbstzweck degenerierte Relikt bis auf den heutigen Tag im Straßenverkehr wieder.

Ich appelliere an die Verantwortlichen, dieses anachronistische und immer wieder zu schweren Unfällen führende Fahrmanöver endlich aus den Lehrplänen der Fahrschulen zu streichen bzw. allenfalls als Kür zuzulassen.Jörg Lecke, Leer

Liebe Andrea! Vielleicht solltest Du Dich mit meiner Freundin Alexandra in Verbindung setzen, die glaubt, leichter vorwärts einzuparken als rückwärts und uns mit ihrem ewigen So-lange-um-den- Block-Fahren-bis-eine-ausreichend-große-Parklücke-da-ist-in-die-ich-leic hter- vorwärts-einparken-Kann zur schieren Verzweiflung bringt, um ihr endlich klar zu machen, daß es leichter ist, rückwärts einzuparken als vorwärts. Es bedankt sich verbindlichstKarin Amann aus Kiel (dort, wo es so wenige Parkplätze gibt)

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Warum trinken im Flugzeug so viele Personen Tomatensaft, im bodenständigen Leben dagegen kaum jemand? (13.6.98)

Ich glaube ja, daß im Flugzeug so viele Personen Tomatensaft trinken, weil sie ihn im bodenständigen Leben kaum je trinken.Klaus Petersen, Tübingen

In meiner Kindheit – vor etwa 25 Jahren – gab es im Fersehen eine Vorabendserie; die handelte von einer Schwimmerin namens Nadine und ihrer Schwimmlehrerin, genannt „Tomate“, weil Tomatensaft ihr bevorzugtes Getränk war.

Bei Mittel- und Langstreckenflügen, die eine Überquerung des Meeres notwendig machen, wird vom Flugpersonal sehr eindrucksvoll auf eventuelle Maßnahmen hingewiesen, die bei Notlandungen auf dem Meer zu treffen sind. Dies könnte bei den Fluggästen die Assoziation hervorrufen, daß der Konsum von Tomatensaft von Nutzen sein könne, um das eigene, ggf. sogar andere Leben zu retten.Markus Brüggenolte, Berlin

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Warum heißt der Paternoster Paternoster? (6.6.98)

Jeder weiß doch, daß der Erfinder diese Fahrzeuges es seinem Opa vorführte. Der aber glaubte, statt nur transportiert zu werden, wolle ihn sein Enkel in die Hölle hinabschicken. Daher sandte er noch rasch ein Stoßgebet nach oben – „Pater Noster“, unser Vater.Bettina Pabel, Braunschweig