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Serben erobern Ortschaft Kijevo

■ Während sich die USA bei Jugoslawiens Präsident Milosevic weiter um eine Feuerpause bemühen, gehen die Kämpfe im Kosovo unvermindert weiter. Die Zahl der Flüchtlinge steigt

Belgrad/Priština (AFP/dpa) – Ungeachtet der internationalen Vermittlungsversuche haben serbische Kampfverbände gestern im Kosovo eine weitere Offensive gestartet und die Ortschaft Kijevo zurückerobert. Der strategisch wichtige Ort liegt rund 40 Kilometer westlich der Provinzhauptstadt Priština und war von Rebellen der Befreiungsarmee des Kosovo (UCK) einen Monat lang belagert worden. Nach Angaben Ibrahim Rugovas, des Führers der Kosovo- Albaner, wurden bei dem Angriff vier Menschen getötet, Tausende seien aus der Region geflohen.

Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) in Genf teilte mit, die Zahl der Flüchtlinge im Kosovo steige stetig an. Die Flüchtlinge berichteten von massiven Zerstörungen, die paramilitärische serbische Einheiten in den Dörfern anrichteten, sagte UNHCR-Sprecher Kris Janowski.

Angesichts der eskalierenden Kämpfe bemühen sich die USA intensiv um eine Feuerpause. Präsident Bill Clinton sagte beim Abschluß seiner China-Reise in Hongkong, die Nato solle sich als Antwort auf die Krise alle Möglichkeiten offenhalten und ihre militärischen Planungen fortsetzen.

US-Vermittler Richard Holbrooke wollte den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević in Belgrad dazu drängen, die serbischen Einheiten aus dem Kosovo abzuziehen und Verhandlungen über einen Autonomiestatus der Provinz aufzunehmen.

Nato-Generalsekretär Javier Solana setzte seine Balkanreise mit einem Besuch der makedonischen Hauptstadt Skopje fort. Nach albanischen Presseberichten hatte Solana zuvor der albanischen Regierung zugesichert, die Nato werde in der kommenden Woche Schiffe vor die Küste bei der Hafenstadt Durres schicken, um ihre Unterstützung für die Republik Albanien zu zeigen. Solana versicherte erneut, die Nato werde „ein zweites Bosnien nicht erlauben“.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte vor Journalisten in Bonn, für die Bundesregierung bleibe Ibrahim Rugova als Vertreter des gemäßigten Flügels der Kosovo-Albaner weiterhin der Ansprechpartner. Es gebe Erkenntnisse darüber, daß Kosovo-Albaner in Deutschland Spenden sammelten. Die Bundesregierung habe Rugova deutlich gemacht, daß es „nicht akzeptabel“ sei, solche Gelder für Waffenkäufe zu verwenden. Sofern solche Gelder erpreßt würden, handele es sich um ein strafrechtliches Problem.

Aus Moskau hieß es, der stellvertretende russische Außenminister Nikolaj Afanassjewski werde heute mit der jugoslawischen Führung Möglichkeiten zur Beilegung des Kosovo-Konfliktes erörtern. Nach Angaben der US-Botschaft in Belgrad soll eine erste Gruppe internationaler Beobachter am Montag ihre Arbeit im Kosovo aufnehmen. Die Gruppe setze sich unter anderem aus den in Belgrad akkreditierten Diplomaten der Kontaktgruppenländer sowie Österreichs und Polens zusammen. Neben den USA und Rußland gehören zur Kontaktgruppe auch Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien.

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