■ Querspalte
: Global denken, regional kicken

Eigentlich schade. Der neue Fifa-Chef Sepp Blattner hat die Idee abgelehnt, künftig auch regionale Auswahlmannschaften zur Fußball-WM zuzulassen. Die zukunftsweisende Initiative ging vom baskischen Provinzparlament aus, wo man wohl sauer ist, daß die Zubizarretas, Alkortas und wie sie alle heißen sich den Vormarsch ins Finale von ihren miserablen Mainstream-spanischen Halbbrüdern versauen lassen mußten. Deshalb beschloß man dort, künftig eine euskadische (so heißt es wohl korrekt) Nationalmannschaft aufzubauen.

Dies ist eine grandiose Idee, denn die Effekte wären vielfältig. Zum einen beschäftigungspolitisch. So müßte beispielsweise die Sportredaktion der taz erweitert werden. Auch heiserkeitsanfällige TV-Kommentatoren-Darsteller bräuchten Verstärkung. Zweitens fußballpsychologisch: Unterschätzte Bankdrücker kämen endlich zu WM-Ehren. Man stelle sich nur die Doppelspitze der Squadra Saxonia vor: Marschall/ Kirsten! Zum dritten wäre es endlich vorbei mit den elend langen spielfreien Zeiten zwischen den einzelnen Championaten, da mindestens 14 Qualifikationsrunden organisiert werden müßten.

Hier ein Auszug aus dem Ansetzungsplan: (...) Gruppe 17 B: Lombardei-Oberlausitz; Tirol-Kreta; Transsilvanien-Restspanien (...) Gruppe 38 K: Sansibar-Ogoniland; Transvaal- Rifkabylei; Nordkivu-Unterobervolta (...) Gruppe 80 Ö: Tibet-Kaschmir; Ost-Timor-Kreala; Kurdistan (Irak)-Kurdistan (Türkei)-Kurdistan (Iran) (...).

Allerdings wären Fifa, Uefa und Concacaf mit der Organisation dieses wahrhaft globalen Ereignisses völlig überfordert. Den Fußballbürokraten müßten die Spezialisten von der Gesellschaft für bedrohte Fußballvölker und vom UN-Flüchtlingskommissariat zur Seite gegeben werden. Schließlich müssen die einzelnen Regionen klar und völkerrechtlich wasserdicht voneinander abgegrenzt werden können. Sonst droht womöglich ein neuer Fußballkrieg: Trotzdem: Mach et, Sepp! Thomas Ruttig