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Angola schlittert wieder in den Krieg

■ Kämpfe zwischen Regierung und Unita-Rebellen im ganzen Land

Berlin (taz) – In Angola droht ein neuer Bürgerkrieg. Der angolanische Staatsrundfunk meldete gestern schwere Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Einheiten der Unita-Rebellen im diamantenreichen Nordosten des Landes. Am Montag waren bei einem Unita-Anschlag in der Region sechzehn Polizisten getötet worden, als ihr Lastwagen auf drei neu gelegte Minen fuhr. Rebellenkämpfer sollen den Polizeitransporter nach der Explosion umringt haben, um alle Überlebenden zu erschießen.

Auch aus dem Zentrum und dem Süden des Landes werden Kämpfe gemeldet. Angolanische Flüchtlinge, die an Grenzposten des südlichen Nachbarlandes Namibia auftauchen, berichten von Schußwechseln in verschiedenen Ortschaften. Aus der Hauptstadt Luanda wird berichtet, daß die Regierungsarmee massiv aufrüstet, unter anderem mit Zwangsrekrutierungen. Die UNO und Hilfsorganisationen haben ihren ausländischen Mitarbeitern untersagt, die großen Städte zu verlassen.

Der Bürgerkrieg zwischen der Unita-Rebellenbewegung unter Jonas Savimbi und der einst marxistischen Regierung von Präsident Eduardo dos Santos sollte eigentlich 1994 durch ein Friedensabkommen beendet werden. Vor allem die Unita hat aber bisher weder ihre Armee vollständig demobilisiert noch alle von ihr kontrollierten Ortschaften an die Regierung übergeben. Am 1. Juli waren daher neue UN-Sanktionen gegen die Unita in Kraft getreten, die den Diamantenhandel der Rebellen unterbinden sollen.

Internationale Friedensinitiativen sind nicht in Sicht. Der UN- Sonderbeauftragte für Angola, Alioune Blondin Beye, starb vor zehn Tagen bei einem Flugzeugabsturz in der Elfenbeinküste. Eine Kommission soll nun die Ursache des Absturzes untersuchen, den angolanische Regierungsstellen bereits als Unita-Anschlag deuten. Die UNO hat den Äthiopier Berhanu Dinka zum provisorischen Nachfolger Beyes ernannt, aber Angolas Regierung und die Unita haben in seltener Einmütigkeit verlangt, den Kommandeur der UNO-Blauhelme in Angola, den Ghanaer Kofi Obeng, als neuen UN-Beauftragten einzusetzen. D.J.

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