Dem Homophoben keine Chance!

■ Nachbar terrorisiert Frauenkneipe / Benefiz soll Schall-Isolierung finanzieren Von Silke Mertins

Die Abneigung gegen Lesben ist dem neuen Nachbarn der Frauenkneipe in der Stresemannstraße offenbar aufs Trommelfell geschlagen. Mit Beschimpfungen der Kneipen-Frauen, ständigen Lärmbelästigungsbeschwerden bei der Polizei bis hin zu Telefonterror und tätlichen Angriffen macht der Anwohner den Frauen seit einem Jahr das Überleben schwer.

Grund: Wegen kontinuierlicher Beschwerden über die Lautstärke der Tanzveranstaltungen – das wirtschaftliche Standbein der Frauenkneipe – muß das Kneipen-Kollektiv nun auf Diskos vorerst verzichten. „Angesichts einer kürzlich vorgenommenen Mieterhöhung besonders fatal“, pressemitteilte die Frauenkneipe.

Dabei hatte frau mit Hilfe von Bezirksgeldern bereits für mehrere Tausender einen Lärmschutz installieren lassen. Doch die eingezogene Decke hatte nicht den gewünschten Effekt, nämlich ein beschwerdefreies Kneipen-Dasein. „Am Lärm allein kann's nicht liegen“, glaubt deshalb Gesa Witthöft vom Kollektiv. Der Nachbar würde sich völlig unberechenbar verhalten; sich mal ohne Grund beschweren, mal mit Grund wieder nicht.

„Wir haben mittlerweile das Gefühl, daß Ressentiments sein Verhalten bestimmen“, so Gesa Witthöft. Und dann würde eben auch eine perfekte Abschirmung jeglicher Geräusche nichts nützen. Die Familie, die vor dem geräusch- und lesben-allergischen Nachbarn dort wohnte, hätte sich nie beschwert. Nun aber läßt trotz des neu installierten Lärmschutzes der nachbarliche Beschwerdeeifer nicht nach.

Der Vermieter – die Saga –, die Behörden und auch die OrdnungshüterInnen hätten sich bisher sehr „wohlwollend“ gezeigt. Trotzdem kam es am 1. Mai wieder zu einer Eskalation und erneuten Polizeieinsätzen wegen Ruhestörung. Folge: das Aus für den Schwof am Wochenende.

„Nach allen Berg- und Talfahrten, die die Frauenkneiepe in den vergangenen 18 Jahren durchlebt hat, ist nun der Punkt erreicht, an dem sie – aufgrund der unkooperativen und auch gefährlichen Einstellung eines Anwohners – um ihr Weiterbestehen kämpfen muß“, so die Kneipen-Frauen.

Um eine optimale Schall-Isolierung installieren lassen zu können, veranstaltet das Frauenkneipen-Kollektiv am kommenden Samstag ein „Les-Bi-Schwules Freudenfest“ in der Roten Flora. Die Benefiz-Veranstaltung mit dem Comedy-Theater „Die Blendenden Schönheiten“, „Peter Primmichs Pupertäten“, allerlei Musik, Überraschungen und Abhotten bis in die frühen Morgenstunden sollen den Befriedungs-Lärmschutz finanzieren. Ob's dem Nachbarn die Sprache verschlägt, ist offen. Aber mit einer aufwendigen Geräusch-Isolierung könnte die Frauenkneipe wegen Lärmbelästigung nicht mehr belangt werden.