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Abiolas Obduktion läßt noch auf sich warten

■ Nigeria: Regierung und Opposition mahnen nach ethnischen Zusammenstößen zur Ruhe

Nach dem Tod des nigerianischen Oppositionsführers Moshood Abiola findet Nigeria nicht zur Ruhe. Die blutigen Unruhen vor allem im Südwesten des Landes, wo Abiolas Yoruba-Volk konzentriert ist, reißen nicht ab. Die Gewalttaten in Lagos und anderen Städten der Region sind nach Angaben von Augenzeugen vor allem gegen Geschäfte und Häuser von Angehörigen von Völkern aus dem Norden gerichtet. In Teilen von Lagos gingen Yorubas und Hausas aus Nordnigeria mit Messern, Knüppeln und Pfeilen aufeinander los, nachdem Angehörige des Hausa-Volkes beschuldigt worden waren, Abiolas Tod zu feiern. In der Stadt Ife-Ife nahe Lagos wurde die Universität nach Straßenschlachten geschlossen. Mindestens 60 Menschen sind inzwischen getötet worden. Vertreter der Oppositionsallianz „Vereinigtes Aktionskomitee Nigerias“ (Jacon) sowie Angehörige Abiolas riefen gestern dazu auf, Ruhe zu bewahren.

Um die ethnischen Spannungen zu mindern, hob die herrschende Militärjunta von General Abdulsalam Abubakar nach einer Krisensitzung in der Nacht zum Freitag Todesurteile gegen hochrangige Yoruba-Militärs auf, darunter Oladipo Diya, ehemaliger Stellvertreter des toten Diktators. Die Militärs waren im Dezember wegen angeblichen Putschversuches verhaftet und später zum Tode verurteilt worden. Die Junta verkündete außerdem die Berufung eines Komitees, das einen Zeitplan für die Organisierung freier Wahlen ausarbeiten solle. Weitere Einzelheiten werde Staatschef Abubakar nach der Beisetzung Abiolas voraussichtlich Anfang nächster Woche bekanntgeben, sagte ein Militärsprecher.

Die versprochene Obduktion von Abiolas Leiche ließ unterdessen auf sich warten. Das dafür eingeflogene internationale Ärzteteam befindet sich zwar seit Donnerstag abend in Lagos, der Leichnam aber ist nach Angaben von Abiolas Familie noch immer in der 600 Kilometer entfernten Hauptstadt Abuja, wo Abiola auch inhaftiert war. Zeitungsberichten zufolge wurde die Leiche am Donnerstag vormittag von Unbekannten aus dem Krankenhaus entfernt, wo Abiola am Dienstag gestorben war, und an einen unbekannten Ort gebracht. D.J.

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