„Ein vortreffliches Campus-Gelände“

■ Präsident der Rice-University besichtigte Kaserne in Grohn

„Wir hoffen, daß Sie auf dieser Anlage gut unterkommen werden“, verabschiedete gestern in der Bundeswehrkaserne „Roland“ Hausherr Oberst Michael Kampf den Präsidenten der texanischen Rice University, Malcolm Gillis. Gemeinsam mit Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) besichtigten gestern die Mitglieder der Planungskomission für eine „New International University Bremen“ den Standort in Bremen-Grohn, an dem im Herbst des Jahres 2000 die künftige Privatuniversität entstehen soll. Gillis zeigte sich mit der von weiten Grünflächen durchzogenen 32-Hektar-Anlage zufrieden: „Ich kann mir auf diesem Gelände eine Campus-Universität sehr gut vorstellen“. 1999 will die Bundeswehr, die hier zur Zeit ihren Nachwuchs schult, mit ihren 650 Lehroffizieren und jährlich rund 11.000 Schülern nach Niedersachsen (Garlstedt) umziehen – für die Soldaten eher eine traurige Angelegenheit, so Michael Kampf, der seinen vermutlichen Nachfolgern die 62 Jahre alte Kaserne als „ein ziemlich autarkes Gelände“ vorstellte: „Jede Menge Hör- und Lehrsäle“ mit einer internen Kabel-Vernetzung, eigenem Heiz- und Wasserwerk, mehreren Mensen und 300 Einzel- oder Doppelzimmern.

Die Besichtigung fand im Rahmen eines sechstägigen Besuchs des amerikanischen Uni-Präsidenten in Bremen statt. Am Freitag tagte aus diesem Anlaß erstmals die Planungskommission unter Leitung von Reimar Lüst, dem Präsidenten der Humboldtstiftung. Hervorgehoben worden sei, so gestern Senatorin Bringfriede Kahrs gegenüber der taz, daß in der künftigen Privatuni mit seinen rund 1.200 StudentInnen Natur-, Ingenieur- und Geisteswissenschaften zu gleichen Teilen Platz finden sollen. In dem 12köpfigen Planungsstab sitzt auch Bremens Uniprofessor Heinz-Otto Peitgen, der als Mathematiker und Miterfinder der Chaostheorie diese Interdisziplinarität in persona vertritt.

Mit zur Planungskommission gehört auch Bremens bisheriger Mercedes-Manager Dietrich Zeyfang, der sich gestern auf dem Shuttle von der Innenstadt nach Grohn angeregt mit seinem amerikanischen Kollegen William Sick unterhielt. William Sick, ehemaliger Vizepräsident und Europavertreter von Texas Instruments, sitzt im einflußreichen Aufsichtsrat des Wirtschaftsunternehmen Rice University und ist als solcher mitverantwortlich für die künftige Stiftung, die den europäischen Ableger tragen soll. Heute ist für die Texaner ein Treffen in der Handelskammer anberaumt. ritz