■ 50.000 Mark Gewinn: Die große Preisfrage dieses Sommers: Wann der Durst am schönsten ist
„Wenn der Durst am schönsten ist“ – mit diesem Spruch wirbt derzeit die Mineralwasserfirma Gerolsteiner gleich kistenweise für ein Gewinnspiel. Auf der Rückseite der Flaschen haftet ein Aufkleber mit genaueren Angaben zu Preisen und Spielregeln: „1. Sagen Sie uns, wann für Sie der Durst am schönsten ist, und gewinnen Sie Ihren Traumurlaub zu zweit! 2. Verraten Sie uns Ihre ganz persönlichen Tips oder Ideen für den schönsten Durst! Die besten Ideen werden mit weiteren tollen Reisen prämiert.“ 50.000 Mark will Gerolsteiner insgesamt locker machen; eine Summe, die direkt ins Hirnwasser blubbert, in die sonst recht ausgetrocknete Zellmasse diffundiert und selbige dazu anregt mitzuspielen. Hier ist der Antwortbrief, den wir heute an das Postfach 1350, 54563 Gerolstein geschickt haben:
Lieber Gerolsteiner!
Zu der ersten Aufgabe Ihres Gewinnspiels sei Ihnen auf diesem Wege folgendes übermittelt: Schön ist der Durst – pardon! – nach Bier. Schöner ist der Durst nach heftigem Sex – und zwar ohne Elke Heidenreich und ihre sieben Zwerge. Wenn aber fern jeder Oase mitten in der Sahara nach einem Unfall alle Wasserkanister ausgelaufen sind, der Motor kaputt ging, weshalb man zusehen durfte, wie die Kühlflüssigkeit langsam verdampfte, die Augustsonne langsam die Haut austrocknet, Fata Morganen über der Wüste erscheinen, die Geier ihre Kreise zu ziehen beginnen, sich nach und nach Halluzinationen einstellen, die Zunge allmählich klumpig wird, der heiße Atem in der Luftröhre brennt und überhaupt keinerlei Aussicht auf Rettung besteht – dann, ja dann ist der Durst am schönsten. Wirklich!
Zu der zweiten Aufgabe Ihres Gewinnspiels, „Verraten Sie uns Ihre ganz persönlichen Tips oder Ideen für den schönsten Durst!“ sei folgendes gesagt: Sofern Sie sich nicht darauf verlassen wollen, eventuell mit Ihrem Auto einen Unfall zu haben, ist ein Fallschirmabsprung über dem Zentrum der Wüste Ihrer Wahl empfehlenswert. Wir raten Ihnen zur Rub al- Khali, dem „Leeren Viertel“, zwischen Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Im Sommer herrschen dort bisweilen über 56 Grad Celsius im Schatten; aber keine Sorge: Schatten gibt es da gar nicht. Die Wüste Gobi ist indes auch nicht schlecht oder die Taklamakan. Wenn Sie wünschen, daß sich der schönste Durst langsam einstellt, nehmen Sie noch eine Kiste Bier mit und konstruieren aus dem Fallschirm einen Sonnenschutz. Dann teilen Sie das Getränk in Tagesrationen ein und warten ganz gemütlich etwa zwei Wochen lang, bis am Ende dann der Durst am schönsten ist, kurz bevor Sie jämmerlich krepieren.
Sollten Sie nach schnellerem Glück – höhö! – dürsten, ist es besser, wenn Sie nur mit einer Badehose bekleidet und ohne Bier das Flugzeug verlassen. Sie müssen sich in diesem Fall nicht erst Ihrer lästigen Kleidung entledigen, um noch schneller auszutrocknen. Wichtig ist in diesem Fall jedoch, daß Sie nach der geglückten Landung sofort den Fallschirm verbrennen, um nicht in Versuchung zu geraten, sich doch einen Sonnenschutz zu basteln. Wenn Sie standhaft bleiben, so versprechen wir Ihnen, wird der Durst bereits nach zwölf Stunden ganz annehmbar; nach drei Tagen dann kommt der totale Kick. Sie können den Zeitpunkt nicht verpassen, wenn Sie auch auf eine Sonnenbrille verzichten: In den Sekunden, bevor Sie erblinden, werden Sie gerade noch erkennen, daß die Wüste das Paradies ist.
Sollten Sie kein Individualreisender sein, empfiehlt sich ein Marsch ohne Bier durch die Sahelzone, den Südsudan, Zaire oder Äthiopien. Dort treffen Sie alle Nase- und Blähbäuchelang auf Menschen, die wie Sie auf der Suche nach dem schönsten Durst sind. Allerdings sollten Sie nicht vergessen, sich vorher ein leckeres Butterbrot zu schmieren, weil in diesen Regionen auch der Hunger am schönsten ist.
Tja, lieber Gerolsteiner, das war's. In der Hoffnung, daß wir Ihnen einige Tips für den schönsten Durst geben konnten, verbleiben wir mit freundlichen Grüßen. Erlauben Sie uns nur noch eine Anmerkung, jenseits des Superlativs: Am allerschönsten ist der Nachdurst. Björn Blaschke
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