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Flucht in die USA

■ Ausstellung im Rathausfoyer informiert über den Auswandererhafen Hamburg

Hamburg ist das Tor der Welt. Zumindest war es das zwischen 1836 und 1914. In dieser Zeit nämlich wanderten Millionen von Menschen über die Hansestadt in die USA aus. Jetzt will die Ausstellung „Auswandererhafen Hamburg“ an dieses Kapitel der Stadtgeschichte erinnern. Sie wurde gestern von Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) in der Rathausdiele eröffnet.

Insgesamt achtundvierzig Bildtafeln mit kurzen Begleittexten informieren über den Aufstieg Hamburgs zum Auswandererhafen Nummer eins gegen Ende des 19. Jahrhunderts (noch in den 1840er Jahren hatte Bremen die Nase vorn). Auffällig: Alle Texte sind zweisprachig verfaßt. Denn die Ausstellung, die noch bis Ende August in Hamburg zu sehen sein wird, soll anschließend in den USA gezeigt werden.

Im Mittelpunkt stehen aber auch die Menschen, die auswanderten. Nach den russischen Progromen von 1881 waren es vor allem Juden aus Osteuropa, die über Hamburg nach Amerika flüchteten. Dadurch änderte sich auch der Umgang mit den Flüchtlingen in der Hansestadt. Seit den 1890er Jahren wurden sie in besonderen Baracken, später in der „Auswandererstadt“ auf der Veddel untergebracht. Auch auf den Schiffen waren die Strapazen enorm: Noch um die Jahrhundertwende starben rund 20 Prozent der Auswanderer während der Überfahrt.

Über eine Million Juden wanderten so bis 1914 durch das Tor zur Welt nach Amerika aus. „Sie wurden alle vor dem Holocaust gerettet“, gab Runde gestern zu bedenken. Die glücklichen Folgen erwähnt Tafel 14: „Unter diesen Emigranten“, so erfährt man hier, „sind beispielsweise die Vorfahren von Kirk Douglas und Woody Allen.“

Jochen Metzger

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