■ Kommentar
: Haß statt Diskussion

Politik gehört nicht an die Hochschule, findet offenbar die „AusländerInnenliste“ im StudentInnenparlament der Freien Universität (FU). Kaum haben Mitglieder des CDU-nahen „Rings Christlich-Demokratischer Studenten“ in der vergangenen Woche einen gerichtlichen Maulkorb gegen politische Äußerungen des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) erwirkt, da liefern die vermeintlich „linken“ Studenten prompt die denkbar plumpste Retourkutsche. Per Flugblatt rief die „AusländerInnenliste“ dazu auf, Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) an der FU „gebührend“ zu empfangen. Was das heißen sollte, war gestern im Henry-Ford-Bau zu besichtigen: Mit haßerfüllten Pfeif- und Trommelkonzerten wurde der Vortrag des Senators verhindert.

Schon lange herrscht an der FU eine aggressive Stimmung, die jeden Außenstehenden erschreckt. Gewiß hat dazu auch das naßforsche Auftreten des Präsidialamtsleiters Peter Lange beigetragen, der zu allen denkbaren Gelegenheiten finster dreinschauende Wachschutzmänner herbeikommandiert und sich mit herrischer Geste jeder Deeskalation verweigert. Gewiß haben auch des Innensenators rhetorische Exkursionen in die Grauzone zum Völkischen die Bereitschaft zum demokratischen Diskurs arg strapaziert.

Ihren Beitrag dazu haben aber auch die Agitatoren aus dem AStA-Umfeld geleistet, die kaum eine Gelegenheit auslassen, sich als die noch schlechteren Demokraten zu präsentieren. Mit ihrem allzu simpel gestrickten Antifaschismus erklären sie jeden mißliebigen Politiker kurzerhand zum „Rechtsradikalen“, dem die Universität kein Forum bieten dürfe. Zwischen Schönbohm einerseits, Jörg Haider und Jean-Marie Le Pen andererseits machen sie dann keine Unterschiede mehr. Auch Wolfgang Schäuble durfte an der FU nicht auftreten, weil er gerne von der „Nation“ redet. Und wenn selbst CDU-Mitglieder ihren Innensenator zurückpfeifen, dann finden das die Dahlemer Möchtegern-Politiker bloß „lächerlich peinlich“.

Da soll das laute Pfeifen gestern wohl nur die Dürftigkeit einer Argumentation übertönen, die der eigenen Sache weit mehr schadet als nützt. Ihren vermeintlichen Gegnern liefern sie damit nur wohlfeile Argumente. Sie machen es der Uni-Leitung leicht, jene rabiaten Wachschutz-Einsätze zu rechtfertigen, die die Feiern zum 50jährigen FU-Jubiläum in diesem Jahr verdunkeln. Ralph Bollmann