: Unterm Strich
Nach zweijähriger Bauzeit wird am Samstag in Osnabrück das Felix-Nussbaum-Haus eröffnet. Damit erfüllt sich 54 Jahre nach seiner Ermordung im Vernichtungslager Auschwitz der Wunsch des 1904 in Osnabrück geborenen jüdischen Malers Felix Nussbaum: „Wenn ich untergehe, laßt meine Bilder nicht sterben. Stellt sie aus!“
Der Erweiterungsbau des Kulturgeschichtlichen Museums soll aber nicht nur an den Osnabrücker Künstler erinnern, sondern zugleich Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust sein. Darüber hinaus wird das asketische, in weiten Teilen fensterlose Gebäude, in dem kein Raum einen regelmäßigen Grundriß kennt, Maßstäbe für die zeitgenössische Architektur setzen. Hierfür bürgt der US-amerikanische Architekt Daniel Libeskind, der zu den weltweit renommiertesten Vertretern seines Fachs zählt. Nach seiner Auffassung soll die „begehbare Skulptur“ wichtiger Ort der Begegnung von Zukunft und Vergangenheit sein.
Die in Osnabrück aufbewahrte weltweit größte Nussbaum-Sammlung umfaßt rund 160 Arbeiten. Doch die Rettung der Sammlung ist eine Geschichte für sich. Die Cousine des Künstlers, Auguste Moses-Nussbaum, mußte erst einen Rechtsstreit um den Nachlaß ihres Onkels, der 1942 untergetaucht und 1944 in Brüssel verhaftet worden war, bestehen. „Es dauerte zehn Jahre, bis uns die belgischen Gerichte als wahre Erben anerkannten“, berichtet Moses-Nussbaum. Als sich die Auslieferung wegen aller nur denkbaren Ausfuhrformalitäten verzögerte, sei sie zusammen mit Verwandten in einem Kleinlaster nach Brüssel gefahren, habe die zum großen Teil verwahrlosten Kunstwerke eingeladen und sie über die Grenze nach Deutschland „entführt“.
Der Streit um Kunst aus jüdischem Besitz läßt sich aber nicht immer so lösen: Die österreichische Bildungsministerin Elisabeth Gehrer verlangt von den USA die baldige Rückgabe zweier beschlagnahmter Schiele-Bilder. Mögliche Erben, die Ansprüche auf die Bilder erheben, könnten in Österreich dann zivilrechtliche Wege beschreiten. Zwei Gemälde des österreichischen Malers Egon Schiele waren Anfang des Jahres nach einer Ausstellung in New York beschlagnahmt worden, weil die Familie der Kunsthändlerin Lea Bondi Jaray sowie die die New Yorker Journalistin Rita Reif darauf Anspruch erheben.
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