Kommentar (siehe S. 18): Der Innen-Katalysator
■ Borttschellers Attacken gut für Debatten
Sollte Innensenator Ralf Borttscheller mit seiner Warnung vor extremistischen Islamisten in der Gröpelinger Fatih Moschee Bremen am Ende Gutes getan haben? Ganz auszuschließen ist das nicht.
Wir denken zurück ins vergangene Jahr: Die Islamwoche war in Vorbereitung, Insider schwitzten, um die politisch und religiös zerstrittenen Gruppierungen zu einer gemeinsamen Veranstaltungsplattform zu bewegen – da brüskierte der Innensenator sie alle, ob gemäßigt, radikal, mit oder ohne deutschen Paß. Ob man den Mullahs und ihren Kopftuchfrauen den Marktplatz freigeben müsse, soll er gefragt haben; es folgten Warnungen vor Extremisten in der Fatih Moschee. Heute ist unwichtig, ob die Kolportage der Wahrheit entsprach. Wichtig ist: Wenige zweifeln, daß der Innensenator so denkt. Nachdem er Integration kürzlich „eine Bringschuld“ der zugereisten Ausländer nannte, fühlen sich immer mehr in dieselbe Ecke gestellt. So werden Zugereiste in ein politisches Niemandsland zwischen den Kulturen abgeschoben.
Jedoch geschieht vor diesem Hintergrund Einmaliges: Bremen wird zur Hauptstadt der öffentlichen Islamdebatte. Dafür treffen Eingewanderte und Einheimische sich neuerdings häufiger als je zuvor. Das Ziel: eine Standort- und Kursbestimmung, ein Reiben der Kulturen aneinander. Und wenn es nicht mehr weitergeht, bleibt wenigstens der Feind Borttscheller als Gemeinsamkeit. Eva Rhode
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