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■ NachschlagVerirrte Hasenheiden-Jongleure: Lovely Bastards in der Ufa-Fabrik

Kalt ist es unter der offenen Kuppel des Open-air-Zeltes der Ufa- Fabrik, und es zieht wie Hechtsuppe. Dabei wollte man sich doch amüsieren! Zur Premiere der Theatergruppe Lovely Bastards wurde geladen, ein dreiköpfiges Spaßpaket, das laut Pressetext „Varieté und Comedy in skurrile Geschichten verpacken“ will.

Skurril war der Mix aus altmodischen Varieténummern, Artistik und Taschenspielertricks mit moderner Musik und Was-ein-Theaterbazi-so-lustig-findet-Gags selten. Der Bazi heißt Jojo Weiß, gibt eine hervorragende Human Beat Box ab und sollte ansonsten lieber den Mund halten. Leider künstelt es immer wieder aus ihm heraus, er sei „voll locker“, spaßt er auf Tom-Gerhardt-Niveau und verzieht dabei ganz parodistisch das Gesicht, höhöhö. „Sir“ Wessels ist gücklicherweise schweigsamer, läßt stundenlang kunstvoll einen oder mehrere Bälle zwischen Armen und Brustbein herumkullern, und das sieht trotz seines imposanten Gardemaßes seltsam anmutig und irgendwie sehr harmonisch und graziös aus.

Leider scheint immer wieder unschön der einsame Hasenheiden- Jongleur samt Birkenstocks und Bongos durch. Allein der dritte Mann, Nil Reinsberg, kann oft begeistern: Seine Solo-Bauchredenummer mit einem Waschlappen, der sich in ein Shampoo verliebt hat, ist nur zu kurz. In der zweiten Hälfte hat er noch einmal einen wirklich großartigen Auftritt mit zwei Bauchrede-Opfern aus dem Publikum, und der hält einzig, was versprochen war: den Brückenschlag zwischen Varieté und Comedy zu schlagen. Der Rest des Programms dümpelt zwischen modern aufgepeppten, professionellen Artistikeinlagen, mäßig witzigen Witzen und mit zuviel Pathos vorgetragenen Popsongs. Zwar nesteln sich auch immer wieder schöne Ideen in die Show, wie ein Slow-motion-Pingpongmatch, das allerdings aus älteren Gastspielen der Künstler bekannt ist, oder ein treffendes Bonmot. Aber vor allem Jojos Stand-up-Comedy-Versuche sind zu wenig spontan und nicht wirklich albern. Vielleicht paßt Varieté mit Bällen, Akkordeon, Handstand und was dazugehört so gut zum ironischen bösen Witz eines modernen Comedians wie die Glücksbärchis zu den Simpsons – dieselbe Liga, aber ein anderer Verein. Jenni Zylka

Lovely Bastards im Sunset Varieté. Open air im Sommerzelt, 15. Juli bis 2. August, Mi.–So., 20.30 Uhr, Ufa-Fabrik, Viktoriastraße 10–18, Tempelhof (U-Bahn Ullsteinstraße, direkt vor der Haustür, Parkplätze so gut wie nicht vorhanden! d.sin)

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