Kommentar: Murphys Mutter
■ Warum Sicherungen in Atomkraftwerken nach der Logik der HEW überflüssig sind
Murphy hat eben doch recht. Alles, was schiefgehen kann, geht auch schief, früher oder später. Ein Phänomen, das in vielen Bereichen zu verkraften ist, bei Atomkraftwerken aber in nicht einem einzigen.
Nun gibt es also einen erneuten Vorfall der Kategorie „sicherheitsrelevant“ im AKW Krümmel. Kaum gucken externe Experten mal genauer rein in den Meiler an der Unterelbe, wie sie dies bei der gerade anstehenden Revision eben tun, da finden sie Belege zuhauf für seinen Beinamen „Schrottreaktor“.
Vor wenigen Tagen erst wurden mehr als ein Dutzend Risse in Speisewasserrohren entdeckt, jetzt findet sich eine lockere Schraube. Wie schön, könnte man meinen, daß es geschulte Leute gibt, die Fehler finden und dafür sorgen, daß sie nicht wieder passieren.
Bloß beim Betreiber des strahlenden Krümmelmonsters sind solche Leute offenbar rar. Da löst sich einfach so die zentrale Sicherung im Reaktorkern, und die HEW erklären ernsthaft, diese unzuverlässige Mutter sei ohnehin verzichtbar. Denn es gebe ja noch eine Zweitsicherung. Und deren Schrauben hielten ganz bestimmt.
Grandiose Idee. Zumal sie auch eine innere Logik von geradezu unwiderstehlichem Charme hat: Eine Sicherung, derer man nicht sicher sein kann, darf in der Tat als überflüssig gelten. Ein Gedankengang, der, konsequent zu Ende gedacht, zwingend zu der Erkenntnis führt, daß man vor nichts sicher sein kann, vor allem bei Atomkraftwerken.
Mit einer Ausnahme: Murphys Gesetz stimmt immer.
Sven-Michael Veit
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