: Das Geld mit dem guten Gewissen
Die Öko-Finanziers sind den Kinderschuhen entwachsen: Neben Steuersparmodellen werden Direktbeteiligungen und Aktien immer interessanter. Einziger Volldienstleister ist die Frankfurter Ökobank ■ Von Frank Hofmann
Bei einer Bilanzsumme von rund 270 Millionen Mark (1997) ist auch die Marktführerin, die Ökobank aus Frankfurt, bis heute ein finanzielles Leichtgewicht im Reich der Bankenmacht geblieben. Doch das Interesse für die rund fünf „grünen“ Finanzdienstleister auf dem deutschen Markt wächst stetig. So schloß der jüngste Newcomer – die Nürnberger Umweltbank – bereits sein erstes Geschäftsjahr 1997 mit einem positiven Ergebnis ab (240.000 Mark). Bei einer Bilanzsumme von 77 Millionen Mark sagten die fränkischen Ökofinanziers Kredite mit einem Volumen von 47,1 Millionen Mark für umweltfreundliche Projekte zu. Die Zusage, weder in ökologisch schädliche noch in Rüstungsprojekte zu investieren, läßt bei den Nürnbergern freilich auch die Finanzierung sozialer Projekte wie Altenheimbauten zu.
Die Angebotspalette ist bei den einzelnen Anbietern unterschiedlich: Bislang verstehen sich lediglich die Frankfurter Ökobanker als Volldienstleister: Mit einer Filiale in Berlin zeigen sie Flagge bei der Kundschaft. Egal, ob einfaches Girokonto oder gehobene Kapitalbeteiligung – die Frankfurter wollen alle Geldgeschäfte anbieten. Bei den Konkurrenten ist das anders. Für den einfachen Sparer bietet die Umweltbank aus Nürnberg lediglich ein verzinstes „Umwelt-Pluskonto“, das zusätzlich zum eigentlichen Girokonto angelegt werden kann, und ein Sparbuch. Das Institut versteht sich als Zusatzdienstleister zur Hausbank ihrer Kunden. In der Regel werden die Geschäfte telefonisch abgewickelt. Wie alle anderen Banken auch, haben die Ökos der Geldwirtschaft Kapitalfonds aufgelegt. Bereits seit 1996 bietet die Ökobank ihr Flaggschiff, den Fonds Ökovision, an, der es bis Ende März des laufenden Jahres auf eine Wertsteigerung um 22,9 Prozent brachte. Ziel der Fonds sind in erster Linie Unternehmen wie Müllentsorger, Betreiber regenerativer Energiequellen, Umweltschutzsysteme, Meßtechnik, Medizintechnik und Telekommunikation. Der Haken: Zwar sind die Fonds-Manager bei ihren Ein- und Verkäufen an den internationalen Börsen zum umweltschonenden Einsatz des Geldes gehalten, doch niemand kann letztlich ausschließen, ob eine Firma, die einerseits stark auf einem Umweltmarkt agiert, an an- derer Stelle nicht die größten Sauereien zu verantworten hat. Anders bei geschlossenen Fonds, die – ähnlich wie die Immobilienfonds – für ein bestimmtes Projekt geschnürt sind. Zum Beispiel den Kauf des Stromnetzes der Gemeinde Schönau im Schwarzwald. Nachdem das Dorf seinen 13jährigen Kampf gegen die geballte Atommacht der südwestdeutschen Stromversorger (EVS und Badenwerke) gewonnen hatte, finanzierte die GLS Gemeinschaftsbank aus Bochum den gesamten Kauf – unter anderem mit einem Stromfonds.
Immer wichtiger für die Wahl einer „grünen“ Geldanlage werden die direkten Kapitalbeteiligungen, zum Beispiel als Kommanditist an einer Ökogesellschaft, die eine Windkraftanlage betreibt oder im Bereich der nachwachsenden Rohstoffe wirtschaftet. Die meisten Finanzdienstleister im grünen Bereich haben sich auf die Kapitalbeschaffung für bestimmte Firmen und Projekte konzentriert.
So bietet die Berliner Umweltfinanz Beteiligungen an einem Holz- Unternehmen in Costa Rica (Bonaré de Costa Rica S.A.), der Treuhanf AG aus Berlin oder dem Windpark Grevenbroich II. Dabei lohnen sich diese Beteiligungen derzeit vor allem für die Erhöhung der Verlustabschreibungen der Anleger. Bei Laufzeiten von zehn Jahren erhoffen sich die Anbieter allerdings Renditen von bis zu 13 Prozent in den späteren Jahren. Dabei gilt für die Abschreibungen: Je höher die Steuerbelastung, desto größer die prozentuale Ersparnis.
Kein Wunder, daß die Ökobanker mittlerweile mehr und mehr in den angestammten Kundenreservaten der großen Privatbanken wildern: Die Nische der grünen Rechtsanwälte haben die Pioniere längst hinter sich gelassen. Jetzt geht's an die Vorstände. „Mit Ökologie zu mehr Ökonomie“ will die Berliner Umweltfinanz mit ihrem lateinamerikanischem Teakholz- Fonds gelangen. Mittlerweile erforderten „der Umwelt zugute kommende Investitionen keine höhere Risikobereitschaft mehr“, sagen die Finanzdienstleister. Die Kunden sollen Anteile an einer bereits bestehenden Forstproduktion in Costa Rica zeichnen. Dort wurden die Felder vor zwanzig Jahren aufgeforstet, jetzt will das Unternehmen mit einer Kapitalerhöhung weiter wachsen.
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