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: Die Affen sind durch

„Sternstunden“, Donnerstag, 23.15 Uhr, ARD

Die Geschichten sind alle schon viel zu oft erzählt: Wie Henri Nannen die Lizenz erhielt. Wie er den Stern erfand und eine Wundertüte draus machte. Wie Alice Schwarzer klagte, Bucerius, Bertelsmann, die Hitlertagebücher. Wie der Stern verglühte. Es ist wie mit all den deutschen Medienmythen. Da waren die glorreichen Jahre. Da sind die trüben Tage, wo der Nutzwert auf den Titel muß: „Testen Sie Ihre Psyche“.

Gucken wir mal auf den Redaktionstisch, wo die Stern-Themen durchgehechelt werden, wo „schöne große Stücke liegen“, wie es Chefredakteur Werner Funk sagt: „Die Ossis, den Koks , die Arbeitslosen“, dann „das verhungerte Adoptivkind“. Aber „die Affen sind durch“ und dann eben, „dann machen wir Piäch“. Wunder kommen hier gar nicht in die Tüte: Nur der ganze Kram, den man machen kann oder auch nicht. Da kommt einem jenes andere Fernsehredaktionsrund in den Sinn. Bei Helmut Markwort ist der Schmarrn wenigstens schneller verdaut. Muß man alles noch mal erzählen, bloß weil der Stern 50 wird? Andererseits: Was kann denn der Herr Funk schon für den Mythos, der auf ihm lastet? Was kann er dafür, daß er mit seiner Finanzbeamtenausstrahlung immer wirkt, als organisiere er die Vertreibung aus dem wunderbaren Stern-Paradies besonders brutal? Speziell, wenn man ihn, wie Klaus Goldinger das in seinem TV-Stück tut, immer im Wechselschnitt mit Henri Nannen zeigt.

Der Autor geht in seinem recht konventionell zusammengeschnibbelten Film dem Wiederholungszwang des Mythos gerade noch aus dem Weg. Er fragt alte Stern-Recken, Erich Kuby, Manfred Bissinger, fragt Konrad Kujau, Hilde Knef, Harald Juhnke, was denn der Stern noch sein könnte. Kein Wunder, nirgends: nur Mythos. Kuby sagt über den Stern: „Er konfrontiert die Leute nicht mit etwas, worüber sie nachdenken müßten.“ Muß man den 50. feiern? Ein hartes „Nein“. Dann überlegt Kuby aber noch mal.

Wo sonst trafen nackte Brüste so trefflich auf die Schlagzeile „Geheimdokument RAF“? Wo sonst im Print mischen sich auch heute noch Saddam Hussein hier, Formel 1 dort und dann die ganze Psyche? „Stern ist gut“, sagt der Drucker in der Hamburger Gruner + Jahr-Druckerei, und „die Anfänge“. Vielleicht könnte man ja doch noch mal was machen aus dem Mythos... lm