: Künftig kann der Kanzler aufs Katzenklo
■ Mit einem Husarenstreich genehmigte Mittes Baustadtrat Thomas Flierl (PDS) den Umzug des BKA-Zelts auf den Schloßplatz. Der überrumpelte Bausenator wird wohl nur noch überprüfen, aber nichts mehr ve
Wenn Gerhard Schröder im nächsten Frühjahr aus seinem vorläufigen Amtssitz im Staatsratsgebäude tritt, kann es sein, daß die Besuchermassen auf dem Schloßplatz nicht dem Kanzler gelten, sondern Helge Schneider. Der Grund: Nach langem Hin und Her hat das Bezirksamt Mitte der Berliner Kabarett Anstalt (BKA) eine Ausnahmegenehmigung für den Schloßplatz erteilt. Vom 12. August dieses Jahres bis 31. Juli 1999 werden die vom Kulturforum vertriebenen Off-Künstler ihre Bühne nun im Herzen der Hauptstadt aufschlagen — und Katzenklo-Fan Helge Schneider soll einer der ersten sein, der sie betritt.
Noch immer freilich regt sich Widerstand gegen den regierungsnahen Standort des Kabaretts. Namentlich der für Hauptstadtfragen zuständige Bausenator Jürgen Klemann (CDU) zieht die bezirkliche Genehmigung noch immer in Zweifel. Der Grund: Eine negative Stellungnahme seines Hauses ist vom Bezirk in der Ausnahmegenehmigung nicht mehr berücksichtigt worden. Weil sich die Mitarbeiter des Bausenators nämlich über Gebühr Zeit ließen, bestrafte sie Mittes Baustadtrat Thomas Flierl am vergangenen Donnerstag stehenden Fußes. Persönlich überreichte der PDS-Stadtrat das begehrte Papier den BKA-Mitarbeitern. Erst danach ging Klemanns Stellungnahme — vorab und per Fax — bei den Kabarettisten ein. Eine auch befristete Unterbringung auf dem Schloßplatz sei demnach abzulehnen, weil das Gelände zur „Entwicklungsmaßnahme Hauptstadt“ gehöre. Klemann will die Genehmigung nun mit Hilfe des Bundesbauministers noch einmal prüfen.
Doch unterschrieben ist unterschrieben. Anders als bei laufenden Genehmigungsverfahren kann Klemann den Vorgang dem Bezirk nicht mehr entreißen. „Dann müßte das Land schon gegen den Bezirk klagen“, freute sich die BVV-Abgeordnete Uschka Thiefelder (Bündnis Mitte) über Fliersl „Husarenstück“. Auch die BKA-Mitarbeiter zweifeln nicht mehr an der Gültigkeit der Genehmigung. „Wir werden unser Zelt am 12. August aufbauen und schließen jetzt die Verträge für das Herbstprogramm ab“, sagte BKA- Sprecherin Franziska Kessler.
Mit seiner Genehmigung hat Flierl eine monatelange Odyssee vorläufig beendet. Nach dem Gastspiel vor dem Amtssitz des Bundeskanzlers will das BKA am Gleisdreieck oder am Blücherplatz ein Dauerdomizil finden. Vom Senat angebotene Standorte in Spandau oder Treptow hatte das BKA abelehnt. An die Peripherie wollten sich die Off-Künstler nicht drängen lassen. Und auch Helge Schneider steht lieber im Zentrum des Geschehens. Uwe Rada
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