piwik no script img

„Der kommt, der Sommer“

■ Bange Fragen zur Zukunft des Bremer Sommers an Landwirte und Blumenhändler

Da war er gestern, der Bremer Hochsommer. Ganz plötzlich steckten wir zwischen einem Tief aus Irland und einem Hoch aus Osteuropa fest und genossen die heiße Luft, die uns aus dem Mittelmeerraum so angenehm entgegenströmte. Aber sollte das schon alles gewesen sein? Nur ein einziger heißer Tag im ganzen Bremer Sommer? Wie wird es wohl weiter gehen? Eine bange Frage, die wir sowohl unserem taz-Wetterexperten (vgl. Text neben dem Foto) als auch den Landwirten und Blumenhändlern auf dem Markt stellten.

taz: Wie geht der Sommer weiter? Ist womöglich die Trendwende da?

Eine Landwirtin aus Syke: Trendwende? Also, ich kann eigentlich nur sagen: Der Sommer ist bisher total blöd gewesen.

Und es wird nicht besser?

Besser? Übermorgen soll es doch schon wieder schlechter werden. Also, ich denke: Dieses Jahr können wir alles abhaken. Wir kämpfen mit Pilzkrankheiten am Getreide. Wir haben Schnecken. Läuse gibt es auch zuhauf. Und Raupen auch. Von allem ist also etwas da.

Liegt das am Regen?

Also, ich weiß auch nicht, woran es genau liegt. Es ist eben dieses Jahr so. Leider hält sich das alles auch noch so gut: Die Schnecken brauchen viel Feuchtigkeit. All das ist ja dieses Jahr gegeben.

Und Sie haben keine Hoffnung daß der August heiß wird?

Das müssen wir mal abwarten. Jetzt steht erstmal die Ernte bevor. Und das ganze Korn verfault und die Kartoffeln auch. Bei den Erdbeeren ist es genau so. Es sei denn sie sind gespritzt. Wenn sie es nicht sind, dann kann man das ganz abhaken.

Ist das der schlechteste Sommer seit 20 Jahren?

So schlimm, wie wir es 1954 hatten, ist es dieses Jahr Gott sei Dank nicht. Da ist man mit dem Regen aufgestanden und mit dem Regen ins Bett gegangen. Da war das ganze Korn verfault. Aber kalte und schlecht Sommer hatten wir schon immer. Voriges Jahr war es ja noch eine Zeit lang ganz heiß. Aber wenn ich genau überlege: So einen richtigen Ellensommer haben wir das letzte Mal vor vier, fünf Jahren gehabt.

Und was machen Sie jetzt?

Tja, was sollen wir da machen. Wir müssen–s halt so lassen, wie es ist.

Helga Reinhard, Blumenhändlern aus Syke, gibt sich dagegen etwas optimistischer. Schließlich wurden ihre Sonnenblumen gestern von vorbeifahrenden Radlern mit so begeisterten Worten wie: „Na, die blühen ja jetzt auf“ bedacht. Wir fragten Helga Reinhard, die regelmäßig auf dem Mark auf dem Domshof Blumen verkauft zur möglichen Trendwende in diesem Sommer:

taz Kommt jetzt die Trendwende? Ist der Sommer da?

Helga Reinhard, Blumenhändlerin aus Syke: Ja, der kommt. Ich glaube daran, daß es heiß wird.

Wieso?

Weil es so lange kalt war. Und irgendwann muß der Sommer ja kommen. Das habe ich einfach im Gefühl.

Speist sich Ihr Gefühl womöglich aus dem Frust der vergangenen Regentage?

Das mag sein. Denn mit dem Regen ist es ja jetzt auch genug. Obwohl er eigentlich bitter nötig war, weil es im Winter nicht genug geregnet hatte. Für unsere Blumen war der Regen aber super. Jetzt hat es genug geregnet und alle sind sehr gut gekommen. Deshalb fand ich den Regen auch ganz gut, obwohl ihn alle anderen bescheuert fanden.

Zum Beispiel die Bauern. Sie freuen sich überhaupt nicht über die Feuchtigkeit und klagen über Raupen, Schnecken und Pilzbefall am Getreide.

Das mag sein. Aber diese Probleme haben wir nicht. Wir haben für unsere Blumen nämlich Sandboden, und den mögen die Schnecken nicht so gern. Ich denke aber, daß, wenn es jetzt weiter so warm bleibt, daß die Bauern gar nicht mehr soviele Probleme bekommen. Sie werden ihre Ernte ruck-zuck weg haben.

Also Sie bleiben dabei: Wir können jetzt mit dem Sommer rechnen. Der Augsust reißt alles raus ?

Ja, die Bremer und Bremerinnen können jetzt Ausflüge planen. Da bin ich mir sowas von sicher. Ich habe das einfach im Gefühl, daß es jetzt schön wird. Irgendwann muß der Sommer ja kommen. Und der kommt auch.

Fragen: Katja Ubben

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen