Abass, komm bald wieder, bald wieder...

■ Junger Togoer muß trotz unsicherer Lage und geplanter Hochzeit ausreisen / Außenministerium warnt derweil eindringlich vor Reisen nach Togo / Bürgerschaft vertagt sich in die Sommerpause

Für Abass A. geht eine lange Zeit des Wartens und Zitterns vorüber. Alles wendet sich jetzt zum – Schlechten. Der 18jährige Togoer hat vom Bremer Ausländeramt die Aufforderung erhalten, sich am 28. Juli am Flughafen Bremen einzufinden. Dort erhält er dann seine Paßersatzpapiere. Danach geht's in eine völlig ungewisse Zukunft. Für ihn genauso wie nach taz-Recherchen für 13 andere Togoer, die in Bremen Asyl beantragt hatten und nun quasi im Luft-Sammeltaxi nach Hause expediert werden.

Abass läßt dabei seine Verlobte in Bremen zurück. Eigentlich wollten die beiden jungen Leute in Kürze heiraten. Dazu fehlten Abass aber Papiere wie etwa seine Geburtsurkunde, die er versucht hatte, über Freundeskreise zu organisieren. Durch seine kommende Abschiebung hat er nun „den Vorteil“, wie es aus der Innenbehörde heißt, sich selbst um seine Dokumente kümmern zu können. Außerdem dürfe er jederzeit seinen jüngeren Bruder Ibrahim, der in Bremen noch zur Schule geht, besuchen.

Im Gegensatz zu diesen Vorteilen spricht das Auswärtige Amt anders über Togo. In einer „Reisewarnung“ heißt es: „Wegen der derzeit angespannten politischen Lage nach den Präsidentschaftswahlen vom 21. Juni wird empfohlen, Reisen nach Togo, soweit sie nicht unverzichtbar erscheinen, bis auf weiteres zurückzustellen.“ In Lageberichten des Auswärtigen Amtes wie auch des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit werden zudem immer wieder in Zusammenhang mit Oppositionellen Mord und Folter erwähnt. Die Bremer Innenbehörde bleibt aber bei ihrer Auffassung genauso wie das hiesige Verwaltungsgericht: „Es handelt sich dabei um bekannte Oppositionelle, wovon bei den aktuellen Bremer Fällen keine Rede sein kann“, so Stefan Luft, Sprecher von Innensenator Ralf Borttscheller (CDU), im Einklang mit dem Verwaltungsgericht. Anders sehen es Richter in Regensburg, die gerade erst jene unsichere Nachwahlphase in Togo als Abschiebehindernis anerkannten – wenn auch im Einzelfall.

Mitten zwischen den Stühlen sitzt die Bremer Bürgerschaft. Gestern hat der Petitionsausschuß zwar einen Brief an die Innenbehörde geschickt, mit der Abschiebung so lange zu warten, bis auch ihm der Lagebericht des Außenministeriums vorliege. Einen Antrag der Bündnisgrünen dazu konnte das hohe Haus dann aber – trotz mehrerer DemonstrantInnen vor der Bürgerschaft – nicht mehr behandeln. Man vertagte sich vorher in die Sommerferien.

Dabei warnen auch Experten immer eindringlicher vor Abschiebungen in das Land – so etwa Pastor Erich Viering von der Norddeutschen Mission. Demnach gibt es drei Zukunftsszenarien für Togo: „Entweder es kommt zu bewaffneten Auseinandersetzungen.“ Als zweite Möglichkeit schildert Viering neue Konstellationen zwischen Diktator Eyadema und dem Ausland: „Wahrscheinlich bricht der Diktator mit seiner alten Hausmacht Frankreich und sucht sich neue Freunde in der muslimischen Staatengemeinschaft wie etwa Saudi Arabien.“ Das hätte eine Verschärfung des Terrors zur Folge, da sich das Land vollständig von dem mäßigenden Einfluß Frankreichs abkoppeln würde. Die dritte Möglichkeit bestehe darin, daß Eyadema abtritt und den Präsidentensessel für den Oppositionellen Gilleschrist Olimpio freimacht. Dem steht allerdings entgegen, daß sich Frankreich angeblich weigert, den Diktator aufzunehmen. Jeti