: Taliban werfen Helfer raus
■ Erste Ausländer aus Afghanistan ausgewiesen
Bonn (AP) – Die radikal-islamistischen Taliban haben mit der Ausweisung ausländischer Mitarbeiter nichtstaatlicher Hilfsorganisationen aus Afghanistan begonnen. Die Deutsche Welthungerhilfe berichtete gestern, ihr Büro in Kabul sei am Morgen geschlossen worden. Seitdem gebe es zu den Mitarbeitern keinen Kontakt mehr. Betroffen seien die laufenden Projekte der Welthungerhilfe in Kabul: eine Schreinerwerkstatt, der Wiederaufbau zerstörter Häuser und die Verbesserung sanitärer Anlagen. Das Auswärtige Amt in Bonn teilte mit, bislang seien keine Übergriffe auf Ausländer bekannt geworden. Allerdings seien afghanische Mitarbeiter von Hilfsorganisationen festgenommen worden.
Auslöser war die Aufforderung der Taliban an die Hilfsorganisationen, in ein zerbombtes Gebäude ohne Wasser und Strom umzuziehen. Alle Organisationen hatten dies verweigert, woraufhin fast alle ihre Büros geschlossen wurden. Hintergrund des Streits ist eine seit langem andauernde Auseinandersetzung zwischen Taliban und Hilfsorganisationen über die Diskriminierung der afghanischen Frauen. Am Montag hatte die Europäische Union die Zuschüsse für humanitäre Hilfsprojekte in Afghanistan eingefroren. Rund vier Millionen Dollar, die ab August für ein Jahr gezahlt werden sollten, sind von der Maßnahme betroffen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen