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Noch 'ne Schraube locker

■ Krümmel: Zweite lose Sicherungsmutter im Reaktordruckbehälter entdeckt

Eine Schraube löst sich selten allein. Im AKW Krümmel bei Geesthacht ist eine zweite lose Sicherungsmutter im Bereich der Steuerstäbe im Reaktordruckbehälter entdeckt worden. Der Kieler Energiestaatssekretär Wilfried Voigt (Grüne) stellte gestern seufzend fest: „Die Probleme in Krümmel werden eher größer als kleiner.“ Während der Revision, zu der der Atommeiler seit Mitte Juni abgeschaltet ist, waren bereits vergangene Woche Rißbildungen im Speisewassersystem und eine erste lose Sicher-heitsmutter aufgefallen.

Die Vorfälle werden von der Aufsichtsbehörde als „sicherheitstechnisch bedeutsame Defekte“ angesehen. Da es sich nunmehr nicht bloß um ein „Einzelereignis“ handele, so Voigt, seien die Defekte „auch von den Kraftwerksbetreibern als ,Schäden oder Befunde mit Hinweis auf systematische Fehler' eingestuft“ worden.

Solange der Schaden nicht behoben ist und die Ursachen geklärt sind, will Kiel keine Genehmigung zur Wiederanfahrt geben. Für diesen Fall haben die Betreiber des AKW, die Hamburgischen Electricitätswerke (HEW), bereits mit Klage gedroht. Die HEW halten die Muttern für verzichtbar, da es noch eine zweite Sicherungsstufe, die sogenannten „Zuganker“, gebe.

Unterdessen erklärte das Ministerium, es werde überlegt, „ob nicht eine Totalschau notwendig ist“. Dabei ginge es um sämtliche 205 Steuerstabsgehäuserohre, in denen die Sicherungsmuttern stecken. Ursprünglich war nur die Überprüfung der 85 äußeren Schrauben geplant. „Diese erste Prüfung wollen wir zunächst abwarten“, zeigte sich HEW-Sprecher Johannes Altmeppen wenig begeistert von einer zusätzlichen kostenaufwendigen Prüfung.

Ferner verlangt Kiel von den HEW Nachweise zur Funktionsfähigkeit der Schweißnähte an den beiden betroffenen Stutzen, auf denen die deformierten Muttern aufsaßen. Dies sei eine Voraussetzung, um die Druckprobe des Reaktordruckbehälters wie geplant in der kommenden Woche durchzuführen. „Selbstverständlich werden die Schweißnähte zuvor untersucht“, versicherte Altmeppen. Und: „Die Druckprobe findet statt. Es wird keine Abstriche bei der Sicherheit geben.“ Heike Haarhoff

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