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2427 Brücken gibt es in Hamburg - mehr als in Venedig. Die Trostbrücke ist eine der ältesten

2427 Brücken gibt es in Hamburg – mehr als in Venedig. Die Trostbrücke über dem Nikolaifleet bei der Patriotischen Gesellschaft in der Innenstadt ist nicht nur eine der ältesten – sie wurde im 12. Jahrhundert als Holzbrücke erstmals erbaut – sondern hat auch eine gar gruselige Geschichte zu erzählen. An ihr zogen einst die armen Würstchen entlang, die sodann ins Jenseits befördert wurden.

Der Henker führte sie vom Rathaus, das bis 1830 ein paar Meter von der Trostbrücke entfernt war, zum Richterblock. In der Mitte der Brücke hing ein Kruzifix, wo ein Priester ein Kreuz schlug und die Verurteilten einen letzten Trost mit auf den Weg bekamen. Ob die Brücke daher ihren Namen hat, ist aber ungewiß. Eine andere Erklärung ist weit nüchterner. An der Brücke soll das Haus eines gewissen Herrn Trost gestanden haben. In städtischen Urkunden taucht die Brücke erstmals 1266 als „pons Trostes“ auf, was für den Hausbesitzer als Namensgeber spricht, denn sonst wäre „Trost“ sicher ebenfalls übersetzt worden.

Im Mittelalter verband die Brücke das alte Hamburg, die Bischofsstadt um die Hammaburg, und die neue Kaufmannsstadt. Symbolisiert wurde die Verbindung zwischen Geistlichem und Weltlichen von zwei Statuen, die 1881 aufgestellt wurden: St. Ansgar, dem „Apostel des Nordens“, der die Hammaburg gründete, und Graf Adolf III., der als Begründer des Hafens gilt. Einige Zeit wurde die Brücke auch Wechslerbrücke genannt, weil die Geldwechsler dort zu finden waren. Während des Hamburger Brands 1842 wurde die Brücke schwer beschädigt. Kaum repariert, war sie nach den Sturmfluten von 1843 und 1847 wieder hin. Ein hölzernes Provisorium ersetzte sie. Und weil schon im 19. Jahrundert Verzögerungen und finanzielle Nöte politisches Handeln bestimmten, war die neue steinerne Brücke erst 1883 fertig.

sim/ Foto: Markus Scholz

Nächste Woche: Die Köhlbrandbrücke

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