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■ QuerspalteEntschlossen nicht ganz dicht

Ein Wort hat sich durchgesetzt und bedarf eigentlich keiner Erklärung mehr. Um so besser, daß niemand genau weiß, was es bedeutet. Die Wahrheit ist wahrscheinlich die: Das Wort Globalisierung ist nur erfunden worden, damit Ulrich Beck, der Allrounder der Soziologie, bei Suhrkamp eine eigene Buchreihe herausgeben und später Staatsminister für Globalisierung werden kann. Besitzt er sogar heimlich das Copyright? Er wäre am Ende des Bundestagswahlkampfs ein reicher Mann, übertroffen nur von dem Menschen, der das Patent für das Wort Innovation rechtzeitig angemeldet hat.

Die Herkunft vieler Wahlslogans ist auf dem Wege und im Sinne der Globalisierung einfacher zurückzuverfolgen. Da müssen wir uns nur mal umschauen. Eine zentrale Botschaft New Labours im letztjährigen Wahlkampf war der Satz: We will be tough on crime and tough on the causes of crime. Die SPD machte daraus in ihrem Programm für nach dem 27. September ein entschlossenes „Entschlossen gegen Kriminalität und gegen ihre Ursachen“. Der CSU wiederum war kein Weg zu weit, um etwas Schmissiges zu finden. Sie jettete bis New York – halt, nein, in der globalisierten Welt braucht man das nicht mehr; man klickt eine Suchmaschine an, und der Haupttreffer war „Null Toleranz gegen Verbrechen“.

Damit nun aber keine Mißverständnisse aufkommen: Gemeint sind in diesem Zusammenhang immer der kleine Mann und die kleine Miss (Erich Kästner), wenn sie sich etwas zuschulden kommen lassen. Für beide gelten zudem die parteiübergreifenden Forderungen „Die Strafe muß der Tat auf dem Fuße folgen“ und „Alltagskriminalität schnell und angemessen bestrafen“. Nicht gemeint ist aller Wahrscheinlichkeit nach beispielsweise die „deutsche Energiewirtschaft“, wenn sie nicht ganz dichte Atomtransportbehälter durchs Global Village rattern läßt. In ihrem Falle sollte man erst einmal strafrechtliche Konsequenzen prüfen, bevor man entschlossen darauf verzichtet, weil die Betreiber außergerichtliche Besserung gelobt haben. Dietrich zur Nedden

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