: Heftiges Brodeln auf dem Markt für Trinkwassersprudler
■ Delmenhorster SodaStream-Vertreiber droht ohne Nachschub auszutrocknen / Abwerbungsversuch aus Bremen / Bei den Delmenhorster Beschäftigten herrscht Angst und Unsicherheit
Obwohl die Delmenhorster Firma bestens läuft, droht ihr das Aus durch einen Bremer Konkurrenten: Das Delmenhorster Unternehmen B&K GmbH vertreibt seit 1992 im Auftrag des englischen Produzenten SodaStream bundesweit Wassersprudler. Damit könnte bald Schluß sein, denn ab 8. August soll B&K keine Zulieferungen mehr aus Großbritannien erhalten. Stattdessen soll von Bremen aus ein eigenes Vertriebsnetz für SodaStream aufgebaut werden.
Die Firma SodaStream war im April vom israelischen Konkurrenten Soda Club aufgekauft worden. Die neue Firmenleitung soll dem Vernehmen nach von der Delmenhorster Niederlassung einen 80-Prozent-Anteil gefordert haben. „Die Verhandlungen liefen auf eine Übernahme hinaus“, sagt Inhaber Peter Kautz. Als die Delmenhorster dies ablehnten, griff SodaStream vor einer Woche zu anderen Mitteln. Am Samstag schrieb die SodaStream Deutschland GmbH im Weser Kurier Stellen für Verwaltungs- und Managementkräfte aus. „Idealerweise verfügen Sie über Berufspraxis aus dem Bereich Trinkwassersprudler“, hieß es in der Anzeige, die die 61köpfige Belegschaft in große Aufregung versetzte.
Bewerbungen seien zu richten an SodaStream im Airport Center Bremen. Am Mittwoch hatte das Unternehmen dort noch kein Firmenschild; gestern nahm eine Telefonistin zwar Anrufe entgegen, Verantwortliche waren aber nicht zu sprechen.
„Durch diese Anzeige wurden unter den Delmenhorster Mitarbeitern Angst und Unsicherheit geschürt, um Firmeninteressen durchzusetzen“, sagt Inhaber Kautz zu diesem Abwerbungsversuch. Bei einer kurzfristig einberufenen Betriebsversammlung am Montag habe er die Lage erläutert: Prinzipiell prüft die Landeskartellbehörde in Hannover, ob durch das Zusammengehen von SodaStream und Soda Club ein unzulässiges Monopol entstanden sei. Die beiden Vertriebe decken in Deutschland laut Kautz 80 bis 90 Prozent des Trinkwassersprudlermarktes ab. Außerdem prüfen Anwälte, ob die Kündigung des Zulieferungsvertrages zum 8. August rechtens ist. Nach Angaben eines Behördensprechers hat das niedersächsische Wirtschaftsministerium gestern zusätzlich schriftlich an die Firma SodaStream in Petersborough/England appelliert, die Entscheidung im Interesse des Standortes Delmenhorst und der über 60 Jobs zu überdenken. Die Landesbehörde habe wegen der Beteiligung eines ausländischen Unternehmens zudem das Bundeskartellamt in Berlin eingeschaltet.
Bei den Beschäftigten von B&K hat inzwischen nach dem ersten Schock zumindest Ruhe eingesetzt. Die meisten von ihnen seien zwar BremerInnen, wollten aber bei B&K bleiben, berichtet eine Mitarbeiterin. Falls sich das Vorgehen von SodaStream als juristisch einwandfrei erweist, will die Firma laut Inhaber Kautz ihr Vertriebssortiment ändern, aber in der Branche Erfrischungsgetränke bleiben. In diesem Fall winkt auch die Unterstützung der Delmenhorster Wirtschaftsförderung, kündigt Amtsleiter Rüdiger Reske an. „Das ist ein erfolgreicher Betrieb vor Ort. Den verlieren wir nicht gerne an andere Kommunen.“ Daniela Martin
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