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Die Vollendung eines Lebenswerks?

■ Der einsame Kampf von Edouard Sakiz für die Abortpille RU486

Berlin (taz) – „Für Edouard Sakiz ist RU486 sein Lebenswerk“, sagt die SPD-Abgeordnete Marliese Dobberthien über den Mann, der die europaweite Zulassung der Abtreibungspille durchsetzen will. „Sakiz fühlt sich den Frauen gegenüber moralisch verpflichtet“, fügt sie hinzu. Gleiches scheint auch für Dobberthiens Partei zu gelten: „Die SPD verficht seit Jahren die Linie, daß RU486 in Deutschland zugelassen werden soll“, sagt Dobberthien.

Es gab eine Zeit, als RU486 nicht nur das Lebenswerk eines einzelnen Mannes war: Schon 1981 wurde das Molekül „Mifepristone“, auf dem die Wirkung der Abtreibungspille basiert, im Labor des französischen Pharmaunternehmens Roussel Uclaf entdeckt. Wie die Forscher herausfanden, verhindert es, daß sich die Eizellen nach einer Befruchtung in der Gebärmutterschleimhaut einnisten. Befürworter von RU486 verteidigen das Produkt, weil es die Möglichkeit einer „sanften Abtreibung“ bietet – ohne chirurgischen Eingriff, ohne starke Nebenwirkungen und ohne die Gefahr dauerhafter Unfruchtbarkeit.

1988 kam das Medikament in Frankreich auf den Markt, wo es ausschließlich in autorisierten Kliniken angewandt wird. Daneben ist RU486 bis heute nur in Schweden und Großbritannien zugelassen. Grund dafür ist vor allem der erbitterte Widerstand von Kirchen und Abtreibungsgegnern, die in vielen Ländern gegen die Zulassung des als „Babykiller“ und „Todespille“ titulierten Präparats Sturm liefen. In Deutschland wurde die Zulassung von RU486 nie beantragt. Aus Angst vor Imageschäden stieß der Pharmagigant Hoechst, der der Mutterkonzern von Rousell Uclaf ist, 1997 die Rechte an der Pille ab. Zuvor hatten Abtreibungsgegner mit einem Boykottaufruf für Hoechst-Erzeugnisse gedroht, falls das Unternehmen RU486 weiterproduziere. Hoechst stoppte daraufhin die Produktion und verschenkte das Patentrecht an Edouard Sakiz, den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden von Rousell Uclaf.

Mit dem einzigen Ziel, RU486 wieder herzustellen und erneut zu vertreiben, gründete Sakiz dann die Firma „Exelgyn“, die heute „Mifegyne“ heißt. Doch bislang konnte Sakiz keine neue Herstellerfirma für die Abtreibungspille finden – nur Restbestände aus der früheren Produktion bei Hoechst existierten noch.

Sollte sich nun herausstellen, daß Sakiz wirklich einen neuen Hersteller für RU486 aufgetan hat, stehen seine Chancen nicht schlecht, sein Lebenswerk zu vollenden – auch in Deutschland, glaubt man der SPD-Abgeordneten Marliese Dobberthien. Vorausgesetzt die SPD gewinnt die Wahl. Volker Probst

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