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„Wir werden zu gegebener Zeit zurückschlagen“

■ Shaban Shala, vor dem Krieg Menschenrechtsaktivist und heute Kommandeur der Einheiten der Kosovo-Befreiungsarmee UCK in der Region Drenica, erwartet keine Unterstützung von außen

taz: Herr Shala, der Angriff der serbischen Einheiten im Kosovo läuft nach dem Fall der UCK- Hochburg Malishevo jetzt auch in der Region Drenica auf Hochtouren. Über 20 Dörfer wurden am Wochenende mit Artillerie und Panzern angegriffen, die Häuser der meisten Bewohner in Brand gesteckt. Erneut fliehen die Menschen. Wie kann denn eine Antwort der UCK auf diese serbische Offensive aussehen?

Shaban Shala: Trotz der Angriffe der jugoslawischen Armee ist festzustellen, daß die UCK handlungsfähig geblieben ist. Wir haben unsere Position innerhalb der Bevölkerung sogar noch gestärkt. Wir werden die von uns gehaltenen Territorien verteidigen und zu gegebener Zeit zurückschlagen.

Es geht nicht um ein kleines Territorium wie Malishevo oder um Straßenverbindungen, die wir hier und da verlieren. In Malishevo wollten wir das Leben von Zivilisten schützen und nicht riskieren, daß sie in Kampfhandlungen einbezogen werden. 25.000 Menschen waren aus Orahovac nach Malishevo geflohen. Deshalb mußte die UCK einen taktischen Rückzug einleiten. Es wurden zwar Hunderte von Häusern ausgeraubt und zerstört. Es ist aber gelungen, die meisten Zivilisten zu schützen. Sie dürfen nicht vergessen: Es geht nach wie vor um die Befreiung Kosovos.

Viele Leute glauben, daß Ihre Strategie im Gegenteil dazu führt, daß die Zivilbevölkerung einem übermäßig großen Risiko ausgesetzt wird, daß Ihre Organisation ohne Rücksicht auf die Bevölkerung handelt.

Dies ist nicht richtig. Wir haben versucht, die Bevölkerung zu schützen, wir haben die Leute auf ihrer Flucht in die Wälder eskortiert.

Herr Shala, Sie haben sich vor diesem Krieg selbst als Menschenrechtsaktivist engagiert. Noch im Februar diesen Jahres ging ein Aufschrei um die Welt, als die Jashari-Familie in Prekaz ermordet wurde. Es handelte sich damals um weniger als 50 Tote. Mittlerweile gibt es Hunderttausende von Flüchtlingen, aber der Aufschrei ist verstummt. Sind Sie von den internationalen Reaktionen enttäuscht?

Nein, eigentlich nicht. Wir wissen, daß wir auf uns allein gestellt sind und unsere Menschen ohne Unterstützung von außen gegen die Angriffe der Serben verteidigen müssen. Wir wissen aber auch, daß Serbien dieses Land niemals mehr unter seine Kontrolle bekommen kann. Wir sind davon überzeugt, daß die internationale Gemeinschaft dies verstehen und endlich reagieren wird. Sie wird den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević auch im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilen müssen.

Die internationalen Mächte fordern von Ihnen Verhandlungsbereitschaft. Wie steht es jetzt mit der Teilnahme der UCK an einer kosovoalbanischen Regierung. Werden Sie an ihr teilnehmen, um Verhandlungen zu ermöglichen?

Im Augenblick sind die Gespräche weit fortgeschritten, auch mit Christopher Hill (US-amerikanischer Botschafter in Makedonien; d. Red.). In den nächsten Tagen wird dazu sicherlich eine Entscheidung fallen. Diese Entscheidung fällt jedoch in den Zuständigkeitsbereich des Generalstabs der Kosovo-Befreiungsarmee und nicht in den meinen.

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