: SPD befürwortet Zulassung der Abtreibungspille RU486
■ Patentbesitzer will nur mit Zustimmung des Gesundheitsministers produzieren. SPD-Regierung will diese erteilen
Berlin (taz) – Die SPD will sich im Falle eines Wahlsiegs dafür einsetzen, daß die Abtreibungspille RU486 in Deutschland zugelassen wird. Dies sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Marliese Dobberthien zur taz. Kürzlich hat sich Dobberthien in Paris mit dem französischen Unternehmer Edouard Sakiz getroffen, dem Inhaber der Patentrechte an RU486. Das Gespräch, dem ein ausführlicher Schriftwechsel mit Sakiz vorausgegangen sei, habe im Auftrag der SPD-Fraktion stattgefunden, so Dobberthien. „Wir wollten die Chancen für eine Zulassung des Präparats in Deutschland klären“, sagte sie über das Ziel der Unterredung.
Laut Dobberthien will Sakiz im September eine europaweite Zulassung von RU 486 beantragen. Er habe nach langer Suche eine Firma gefunden, die die Produktion von RU486 wiederaufnehmen wolle. Nach scharfen Protesten von Kirchen und Abtreibungsgegnern gegen RU486 hatte der Pharmakonzern Hoechst 1997 die Produktion eingestellt und das Patentrecht an Sakiz verschenkt. Wer der neue Hersteller sein soll, wollte Dobberthien nicht sagen: „Wir wollen das Projekt nicht durch eine frühzeitige Bekanntgabe der Herstellerfirma gefährden.“
Der für September geplante Zulassungsantrag soll weitere Indikationen umfassen. Das heißt: Sakiz will eine Zulassung des Präparats nicht nur zum Zwecke der Abtreibung, sondern auch für weitere medizinische Anwendungsbereiche erreichen. So soll RU 486 auch als Mittel zur Gewebeerweiterung bei der Geburtshilfe und für die Therapie von Brustkrebs einsetzbar sein. Über die Zulassung von Medikamenten entscheidet in Deutschland das „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“.
„Die SPD kann nur ihren politischen Willen signalisieren“, so Dobberthien. Sakiz hatte in der Vergangenheit stets eine offizielle Aufforderung des Gesundheitsministers, die Zulassung zu beantragen, verlangt. Der amtierende Gesundheitsminister Horst Seehofer (CDU) hatte sich dem stets verweigert. Volker Probst
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