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Bauern wollen in Donana bleiben

100 Tage nach der Giftschlammkatastrophe im spanischen Donana-Naturreservat laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Im Herbst beginnen die Regenfälle, die die Schwermetalle ins Grundwasser schwemmen würden  ■ Von Reiner Wandler

Madrid (taz) – Der Naturpark Donana soll kein Schlammparadies bleiben. Wo sich gestern vor genau 100 Tagen eine dreckige Flut aus einem gebrochenen Deich des Abwassersees der Schwefelkiesminen von Aznalcollar in die Landschaft ergoß, wollen Spaniens Umweltministerin Isabel Tocino und ihr Kollege von der andalusischen Regionalregierung, José Luis Blanco, einen Naturpark errichten. An den heute noch mit schwarzen schwermetallhaltigen Krusten überzogenen Auen am Guadiamar entlang sollen neue Wälder und Wiesen entstehen, in denen dann Zugvögel zwitschern und Störche Fröschen nachstellen.

27 Milliarden spanische Peseten – 320 Millionen Mark – soll die neue heile Welt mit dem Namen „Grüner Korridor“ kosten. Drei Viertel sind allein für die Reinigung der über 4.000 Hektar verseuchten Lands nötig. Mit dem Rest sollen die Ländereien von den betroffenen Bauern gekauft und aufgeforstet werden. Die Regionalregierung in Sevilla und das Madrider Umweltministerium wollen in Brüssel um Zuschüsse anfragen. Ob auch die schwedische Betreiberfirma der Minen, Boliden Apirsa, in die Verantwortung genommen werden kann, muß das Gericht entscheiden – immer noch ist unklar, ob bauliche Mängel am Staudamm oder Erschütterungen durch zu starke Sprengungen in der Mine für das Unglück verantwortlich waren. Die Firmenleitung behauptet, ein Erdbeben habe den Bruch verursacht. Bis zum Ende der Ermittlungen bleiben die Minen geschlossen. Eine erneute Betriebsgenehmigung will die Regionalregierung nur ausstellen, wenn ein sicherer, abgedichteter Stausee gebaut ist.

Die Hälfte der zwei Millionen Kubikmeter schwermetallhaltiger Schlämme sind mittlerweile abgebaggert. Wo die Bagger nicht mehr hinkommen, schaufeln Hunderte Tagelöhner, die eigentlich auf den Ernteeinsatz gewartet haben, den Grund wieder frei.

„Die Arbeiten laufen bestens“, sagt Umweltministerin Tocino immer wieder. Die Umweltschutzverbände sind sich da nicht so sicher. Die Renovierung des Hafens im südspanischen Málaga bindet Ressourcen an Einsatzkräften und vor allem Fahrzeugen. Die andalusische Landesregierung sucht nun im Ausland nach Ersatz. Im Oktober beginnen die Herbstregen, die die Schwermetalle aus dem Schlamm ins Grundwasser schwemmen würden.

Wohl um Zeit zu gewinnen, führen immer wieder offene Lkw ohne die vorgeschriebenen Abdeckplanen mit dem kontaminierten getrockneten Schlamm durch die Dörfer, kritisiert Yolanda Menor, Sprecherin des andalusischen Umweltschutzverbandes CEPA.

Auch das Aufkaufen der Gebiete wird nicht reibungslos vonstatten gehen. Für die Landwirte ist das Land die einzige Lebensgrundlage. Selbst wenn sie einen guten Verkaufspreis erzielen sollten, müssen sie befürchten, in einigen Jahren zum Sozialfall zu werden. Also sperren sie sich und fordern statt dessen staatliche Mittel, um für die nächsten 15 bis 20 Jahre auf Forstwirtschaft ausweichen zu können. Die andalusische Regionalregierung lehnt dies strikt ab. Wenn die Verbraucher wüßten, daß wieder Landwirtschaft betrieben werde, würden sie alle Produkte aus der Region meiden – auch die der Bauern, die von dem Unglück verschont blieben.

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