Pauschale Erholung für jeden zweiten

■ Drei Unternehmen beherrschen den Markt für Charterflugreisen

Berlin (taz) – Die glorreichen Sieben von der LTU-Crew haben sich mit einem Giganten angelegt. Denn die LTU-Gruppe aus Düsseldorf ist mit einem Umsatz von knapp 4 Milliarden Mark (1995) und 4.600 Beschäftigten (1994) eines der drei großen deutschen Unternehmen für Charterflugreisen. Zusammen mit der Hapag-Lloyd- AG, zu der der Reiseveranstalter TUI gehört, und der Lufthansa- Tochter Condor mit dem Reiseveranstalter NUR fliegt die LTU einen großen Teil der Deutschen in die Sonne.

Düsseldorf, wo die LTU- Zentrale sitzt, hat nicht zufällig den größten Charterflughafen Deutschlands. Von ingesamt 80 Fluglinien sind 40 Chartergesellschaften, 60 Prozent der Fluggäste sind Ferienreisende. Von den insgesamt 15,5 Millionen Passagieren im letzten Jahr hat sich LTU die dickste Scheibe abgeschnitten: Jeder vierte Sonnenhungrige flog mit LTU, erklärt Wulf Klüppelholz, Sprecher des Flughafens Düsseldorf. Nach Angaben des Statistischen Jahrbuchs Verkehr machten die Pauschalflugtouristen 1994 mit 20 Millionen etwa ein Viertel des Gesamtaufkommens von 83 Millionen Fluggästen aus. 45 Prozent des Tourismusmarkts werden von Pauschalreisen dominiert.

Anders als die Liniengesellschaften sind die Charterlinien von der Liberalisierung im europäischen Flugverkehr kaum betroffen. Während nahezu alle nationalen europäischen Airlines Verluste und Entlassungen hinnehmen mußten, ist der Markt der Charterflieger sogar gewachsen: nach Informationen der Fachzeitschrift FVW International allein im vergangenen Jahr um 5,5 Prozent. Die Condor-Tochter NUR steigerte beispielsweise ihren Umsatz um fast 9 Prozent.

Grund für die trotzdem steigende Konzentration ist laut Andreas Pastowski vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie das benötigte Kapital: Reiseunternehmen müßten für viel Geld an Flughäfen präsent sein, eine Flotte unterhalten und sich schließlich im Preiskrieg gegen die großen Unternehmen behaupten. Einen begrenzenden Faktor für die bislang „sehr gute Auslastung“ der Pauschalflieger sieht Pastowski allerdings darin, daß die Passagiere immer größer werden: „Irgendwann sind die Gesellschaften gezwungen, die Bestuhlung weiter auseinanderzurücken.“ bpo