Spätes Spotlight

■ Eine Broadwayshow über zwei der erfolgreichsten Produzenten der Popgeschichte: die Songs von Leiber und Stoller in Smokey Joe's Café

Man muß nicht auf einer Bühne stehen, um als Künstler Erfolg zu haben. Der Ruhm allerdings kann offstage etwas auf sich warten lassen. Für Jerry Leiber und Mike Stoller kommt er mit einer etwa 40-jährigen Verzögerung, dafür aber in Form einer Broadway-Show. Smokey Joe's Café, 1995 in New York gestartet und nun in Hamburg zu Gast, ist eine Hommage an die wohl erfolgreichsten Songschreiber und Produzenten der Popgeschichte.

1956 coverte Elvis Presley einen Song, den Komponist Stoller und Texter Leiber drei Jahre zuvor für die Bluessängerin Willie Mae Thornton geschrieben hatten. „Hound Dog“ verkaufte sich siebenmillionenmal. Als die beiden Ende der 60er Jahre des Rock 'n' Rolls überdrüssig wurden, war die Liste ihrer Welthits lang und die Bandbreite beträchtlich: „Jail House Rock“ und „Ruby Baby“ gehen ebenso auf ihr Konto wie „Spanish Harlem“ und „Stand By Me“. Nicht alle Songtitel sind heute noch geläufig – die meisten Songs erkennt man aber spätestens nach drei Takten wieder.

Popgeschichte, die Stoller und Leiber selbst schrieben und die in Smokey Joe's Café wieder lebendig werden soll. Regisseur Jerry Zaks wollte keinen nostalgischen Rückblick fabrizieren, sondern die Essenz der Musik herausfiltern und sie mit dem Geist der 90er verbinden. Daß die Revue keine Biographien nacherzählt, kommt dem nur entgegen. Neun SängerInnen und TänzerInnen interpretieren 40 der bekanntesten Songs des Duos – das ist die Story. 95 Prozent der Verantwortung für die Show trägt Choreograph Joey McKneely, sagt Jerry Zaks.

Das Aufsehen, das die beiden weißen Musiker in einem schwarzen Genre erregt haben müssen, wird ohne Geschichte wohl nicht deutlich werden. Smokey Joe's Café verzichtet auf Legenden und Anekdötchen. Stoller und Leiber erzählen in Interviews gerne, wie sie 1956 an Bord der untergehenden Andrea Doria sitzend die Charts-Plazierung von „Hound Dog“ erfahren haben. Oder wie ihnen Elvis' Manager ein leeres Blatt Papier schickte – als unterschriftsreifen Vertrag. Memoirenstoff, der Zaks zum Glück nicht interessiert.

Einen Nachteil hat Smokey Joe's Café allerdings: Die Songs von Stoller und Leiber wurden von George Benson, James Brown und Ray Charles gespielt. Nach Hamburg kommen statt ihrer jedoch The Night Managers. The who? Naja, vielleicht kommt ja Elvis zum Zugucken.

Barbora Paluskova

Mittwoch, 12. bis Sonntag, 30. August, täglich außer Mo 20 Uhr, Sa und So auch 16 Uhr, Thalia Theater